Das Finale der Champions League mag verloren gegangen sein, aber wirtschaftlich war die Saison ein voller Erfolg für den BVB. Auch wenn Aktien von Fußballvereinen eher als Liebhaberpapiere gelten, gibt es beim Dortmunder Traditionsclub doch Anzeichen, dass sich hier ein nachhaltiges Geschäftsmodell entwickeln könnte. Schauen wir also, wie sich die schwarz-gelbe Aktie in der rein ökonomischen Betrachtung schlägt.
Aus Investorensicht fällt dabei zunächst auf, dass das wiederkehrende Geschäft der Dortmunder – jenseits der volatilen Transfererlöse – mittlerweile auf vier relativ stabilen Säulen steht. Zwar machen die Fernsehrechte mit aktuell 35 % erwartungsgemäß den größten Anteil der Erlöse aus, dahinter folgen aber in nicht allzu großem Abstand Werbung (insb. Trikot- und Bandenwerbung) mit 27 %, Merchandising (also Fanartikel) mit 20 % und Spielbetrieb (insb. Ticketverkäufe) mit 17 %. Und alle vier Säulen sind in den ersten drei Quartalen 2012/13 deutlich zweistellig gewachsen. Zuzüglich kleinerer Transfereinnahmen ergab sich so auf 9-Monats-Basis ein sattes Umsatzplus von 28 % auf 179 Mio. Euro.
Damit ist bereits absehbar, dass die Dortmunder in 2012/13 (bis 30.06.) zum fünften Mal in Folge ein Rekordjahr schreiben werden. Großen Anteil daran haben natürlich die Einnahmen aus der Champions League, die sich durch die Finalteilnahme des BVB auf über 70 Mio. Euro belaufen. Und als i-Tüpfelchen kommt dann noch der Verkauf von Mario Götze an Bayern München hinzu, der mit 37 Mio. Euro zu Buche schlägt. Insgesamt sollten damit erstmals in der Vereinsgeschichte über 300 Mio. Euro umgesetzt werden – selbst wenn Stürmerstar Lewandowski nicht mehr verkauft wird (was derzeit noch unklar ist).
Das wird sich auch auf der Ertragsseite in neuen Rekordwerten niederschlagen. Dafür sorgt neben Champions League und Götze-Verkauf – ironischerweise – auch die Titellosigkeit in diesem Jahr. Denn dadurch bleiben hohe Prämienzahlungen an Spieler und Entourage aus, die im Erfolgsfall fällig geworden wären. Wir rechnen daher für 2012/13 mit einem kräftigen Gewinnanstieg um fast die Hälfte auf rd. 50 Mio. Euro oder 80 Cent je Aktie. Damit beläuft sich das KGV der BVB-Aktie für das abgelaufene Jahr rein rechnerisch auf nicht einmal 4. Diese Kennzahl ist natürlich nur bedingt aussagekräftig, da sich weder eine europäische Finalteilnahme noch derart profitable Spielertransfers jedes Jahr reproduzieren lassen. Zudem werden die Spielergehälter nach den zuletzt gezeigten Leistungen in der kommenden Saison wohl deutlich ansteigen.
Allerdings wäre die Aktie selbst bei einer Gewinnhalbierung noch attraktiv bewertet, und das wiederum ist ein Ertragslevel, der sich durchaus als nachhaltig erweisen könnte. Denn der Fußball als Wirtschaftszweig boomt und mit ihm die Marke BVB („echte Liebe“), die neben dem FC Bayern als die wertvollste der Liga gilt. Der Signal-Iduna-Park, Deutschlands größtes Stadion, ist mit knapp 80 Tsd. Zuschauern praktisch immer ausverkauft und die Trikotverkäufe schnellten in der abgelaufenen Saison von 230 auf 350 Tsd. Stück in die Höhe. Das lässt auch die Sponsoren nicht kalt, erst kürzlich konnte der BVB die Fluglinie Turkish Airlines gewinnen, die kolportierte 10 Mio. Euro für drei Jahre hinblättert, um sich mit der schwarz-gelben Marke zu schmücken.
Den größten Erlöshebel stellen aber natürlich die Fernsehgelder dar und die wachsen zurzeit in atemberaubendem Tempo. In der Champions League stiegen die ausgeschütteten Prämien allein in der abgelaufenen Spielzeit um 20 % auf 910 Mio. Euro und in der Bundesliga zahlt der Pay-TV-Sender Sky für die Fernsehrechte der kommenden drei Saisons mit 468 Mio. Euro pro Jahr fast doppelt so viel wie bislang. Dieser zunehmende Geldregen verändert ein Stück weit auch die sportliche Statik des Profifußballs, denn die bereits führenden Vereine profitieren davon deutlich überproportional. Will sagen: Wer sich einmal an den „Fleischtöpfen“ festgesetzt hat, der hat – wie die Konzentrationstendenzen in anderen europäischen Ligen zeigen – aufgrund der dramatisch besseren Finanzausstattung gute Chancen, auch dauerhaft im nationalen und europäischen Spitzenfeld zu bleiben.
Mithin hat sich der BVB nun eine sehr gute Ausgangslage für eine Fortsetzung des ökonomischen Erfolgs geschaffen. Dafür bedarf es nicht einmal nationaler oder europäischer Titel in jeder Saison, regelmäßige Platzierungen auf den vorderen Ligaplätzen und ein passables Abschneiden in der Champions League würden schon reichen, um auch mittelfristig ein hohes Ertragsniveau zu ermöglichen. Bedingung dafür ist natürlich, …
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