Lassen Sie sich von dem etwas hölzernen Namen nicht täuschen, hinter der P&I Personal & Informatik AG steckt ein lupenreiner Wachstumswert. Als eines der wenigen erfolgreichen Überbleibsel des Neuen Marktes hat die Softwareschmiede in den letzten zehn Jahren ihren Umsatz verdoppelt und den Gewinn fast verneunfacht. Das soll nach den Vorstellungen des Vorstands auch so weitergehen.
P&I hat sich auf Softwarelösungen für die Personalwirtschaft spezialisiert. Die modular aufgebauten Produkte decken die gesamte Prozesskette ab, von der Lohnabrechnung über die Zeitwirtschaft bis hin zum Personalmanagement. Mehr als 3.000 Unternehmen in 13 Ländern zählen die Wiesbadener zu ihren Kunden, vornehmlich aus den Branchen Industrie, Handel, Finanzwirtschaft und Verwaltung. An denen verdient P&I nicht nur durch die reinen Lizenzverkäufe, die derzeit knapp ein Drittel der Konzererlöse ausmachen. Den Löwenanteil bilden vielmehr wiederkehrende Umsätze aus Wartung (insb. Anpassungen an gesetzliche und tarifvertragliche Änderungen) und Service (Einführung und laufende Kundenbetreuung).
Damit ist P&I offensichtlich ziemlich konjunkturresistent aufgestellt. Auch im abgelaufenen Geschäftsjahr, in dem ganz Europa unter der flauen Wirtschaftslage ächzte, sind die Wiesbadener wieder zweistellig gewachsen. Die Umsatzerlöse kletterten um 16,3 % auf 82,1 Mio. Euro, wobei der Auslandsanteil nach der Übernahme der Schweizer Mirus AG Anfang 2012 deutlich überproportional um 34 % zugelegt hat und nunmehr bereits ein Viertel der Gesamterlöse ausmacht. Ebenfalls überproportional kam das EBIT auf 24 Mio. Euro (+ 32,6 %) voran, was einer operativen Marge von sage und schreibe 29 % entspricht. Und im ersten Quartal 2013/14 (bis 30.06.) beschleunigte sich dieser Trend sogar noch. Bei einem Erlöswachstum von 17,5 % auf 22,6 Mio. Euro expandierte das EBIT nahezu um die Hälfte auf 7,5 Mio. Euro.
Vor diesem Hintergrund erscheint die Prognose des Vorstands, der für das Gesamtjahr ein Umsatzwachstum von 5 bis 10 % bei einer operativen Marge auf Vorjahresniveau ankündigt, locker erreichbar. Zumal auch die Orderbücher des Unternehmens prall gefüllt sind: Mit einem Auftragsbestand von 74,7 Mio. Euro (Vj.: 71,9 Mio.), der fast zur Hälfte aus Wartungserlösen der kommenden zwölf Monate besteht, sind zum Ende des ersten Quartals bereits 76 % des für 2013/14 angepeilten Gesamtumsatzes gesichert. Dieses hohe Maß an Visibilität ist der Börse einen Aufschlag wert. Legt man nur die Vorstandsprognose an, so stellt sich das KGV für das laufende Jahr immerhin auf 14.
Die ambitionierte Bewertung ist allerdings durch intakte Wachstumsperspektiven unterfüttert. P&I-Vorstand Triadis hat sich jedenfalls schon weit aus dem Fenster gelehnt und für die nächsten fünf Jahre eine weitere Umsatz- und EBIT-Verdopplung auf 150 bzw. 50 Mio. Euro in Aussicht gestellt. Als Triebfeder sieht er die fundamentalen Umwälzungen in seiner Branche: Weg von der reinen Personalverwaltungssoftware, hin zum integrierten Steuerungsinstrument, das u.a. Lösungen für Megatrends wie den demografischen und technologischen Wandel oder die Integration verschiedener Kulturkreise bereitstellen muss. Dafür investiert P&I kontinuierlich in die Fortentwicklung seiner Flaggschiff-Software Loga. Als Wachstumstreiber sollen beispielsweise Innovationen wie Loga Big Data, ein Wissenspool mit Organisations- und Prozess-Know-how aus über 45 Jahren, oder Cloud-Dienste wie SaaS („Software as a Service“), also die komplette Fernnutzung der Software im P&I-Rechenzentrum, sorgen.
Bei aller Würdigung des operativen Geschäfts wollen wir allerdings einen Unsicherheitsfaktor nicht verschweigen. Sechs Jahre nach seinem Einstieg dürfte sich der Mehrheitseigner der P&I, der US-Finanzinvestor Carlyle, in üblicher Manier demnächst von seinem 75 %-Anteil trennen wollen. Das birgt einerseits die Gefahr, dass sich das Unternehmen derzeit ein wenig „aufhübscht“, weshalb man etwa die Langfristprognosen des Vorstands mit einer gewissen Vorsicht genießen sollte. Zudem ist noch unklar, wer die Nachfolge von Carlyle antreten wird. Mit Blick auf den jüngsten Kursanstieg, dem keine direkten Nachrichten gegenüberstanden, darf sogar spekuliert werden, ob hier…
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