Die CHORUS Clean Energy AG, die ein Portfolio von Wind- und Solarparks in vier verschiedenen Ländern betreibt und zudem Dienstleistungen für institutionelle Investoren mit Interesse am Sektor anbietet, kann aktuell nicht mehr isoliert betrachtet werden. Denn am 30. Mai hat der größere börsennotierte Konkurrent überraschend ein Übernahmeangebot abgegeben. Die Konstellation eröffnet aus unserer Sicht eine attraktive Einstiegsgelegenheit.
Die Aktie von CHORUS ist erst seit dem letzten Oktober börsennotiert, die Emission gelang schließlich im zweiten Anlauf am unteren Ende der Preisspanne (9,75 Euro). Das Unternehmen hat dabei rund 100 Mio. Euro aus einer Kapitalerhöhung eingenommen und sich damit einen großen Expansionsspielraum geschaffen. Erklärtes Ziel zum IPO war es, das bestehende Portfolio aus Solar- und Windparks in Deutschland, Italien, Frankreich und Österreich mit Zukäufen weiter auszubauen. Die Anlagen waren Ende 2014 in die AG gegen Ausgabe von Aktien eingebracht worden. Zuvor befanden sie sich im Besitz von Kommanditgesellschaften, die CHORUS selbst für Investoren aufgelegt hatte. Den ehemaligen Kommanditisten gehörte zum Börsengang daher der größte Teil der Holding.
Mit Erzeugungskapazitäten von 193,4 MW in Eigenbesitz (per Ende 2015, davon 78 % Photovoltaik und 22 % Wind) wurden im letzten Jahr 241,9 GWh (+5,8 %) Strom erzeugt und Erlöse in Höhe von 55,2 Mio. Euro (+2,2 %) erzielt. Asset-Management-Dienste für Dritte – etwa die Verwaltung oder der Kauf von Anlagen – spülten zusätzlich 3,4 Mio. Euro (Vorjahr: 1,0 Mio. Euro) in die Kasse. Insgesamt konnte der Konzern so die Erlöse um 6,5 % auf 58,6 Mio. Euro steigern und, bereinigt um die Kosten des Börsengangs, ein EBIT von 23,7 Mio. Euro (+2,7 %) und ein Jahresüberschuss von 11,0 Mio. Euro (+123 %) erwirtschaften. Auch erste Zukäufe mit den Mitteln aus dem Börsengang sind gelungen. Per Ende März standen aber immer noch mehr als 70 Mio. Euro der IPO-Erlöse zur Verfügung, die zügig investiert werden sollen. Das Unternehmen hat in den letzten Jahren eine Akquisepipeline von Projekten mit einem Umfang von mittlerweile 900 MW aufgebaut, die die Basis der weiteren Expansion darstellt.
Nicht unwahrscheinlich, dass die gefüllte Pipeline ein starkes Argument für das SDAX-Unternehmen Capital Stage darstellte, sich den Konkurrenten einmal genauer anzuschauen. Darüber hinaus ergänzen sich die Portfolios der beiden Gesellschaften sehr gut. Auch die Erzeugungskapazitäten von Capital Stage (rd. 600 MW) bestehen aus Solaranlagen und Windparks, ein Schwerpunkt liegt dabei ebenfalls auf Deutschland und Italien. Das bietet Potenzial für Synergien im laufenden Betrieb, etwa durch eine Zusammenführung der kaufmännischen Betriebsführung und der technischen Überwachung. Darüber hinaus dürfte auch ein Bewertungseffekt für Capital Stage interessant sein: Wegen des positiven Diversifikationseffekts steigt die Bewertung je Megawatt an der Börse üblicherweise mit der Größe des Portfolios. Diesbezüglich würde der SDAX-Konzern nun mit einer Übernahme einen großen Sprung nach vorn schaffen.
Daher haben die Hamburger im Zuge eines Übernahmeangebots jeweils fünf Aktien des eigenen Unternehmens für drei Anteilsscheine von CHORUS geboten. Am 8. Juli soll…
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