Die Biogas-Branche hat in Deutschland keinen leichten Stand. Nachdem eine intensive Förderung zunächst einen Boom im Sektor ausgelöst hat, folgte nach der Vollbremsung der Politik der Katzenjammer, zahlreiche Pleiten waren die Folge. Mit einer vorsichtigen Strategie hat sich Envitec Biogas in dem wechselhaften Umfeld erfolgreich behaupten können, die Internationalisierungsstrategie bietet mittelfristig Potenzial.
Die Envitec Biogas AG wurde 2002 gegründet und ist mit dem rasanten Ausbau der Biogaskapazitäten in Deutschland dank einer großzügigen Förderung im Rahmen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) groß geworden. Das traditionelle Kerngeschäft der Gesellschaft stellt der schlüsselfertige Biogas-Anlagenbau dar, mit einer installierten Anlagenleistung von 372 MW per Ende 2015, der Großteil davon in Deutschland und dem übrigen Europa, ist das Unternehmen auf dem hiesigen Kontinent Marktführer. In den letzten Jahren hat Envitec dann aber die Wankelmütigkeit der Politik in der Subventionspraxis zu spüren bekommen. Mit den EEG-Novellen 2012 und 2014 wurde der Bereich Biogas mit einer massiven Reduktion der Vergütungssätze und einem Ausbaudeckel ausgebremst.
Der daraus resultierende Einbruch im Zubau stellte naturgemäß auch für Envitec eine große Belastung dar. Nach einem Umsatz von 243,9 Mio. Euro noch 2011 summierten sich die Erlöse zwei Jahre später lediglich auf 148,8 Mio. Euro. Trotzdem blieb Envitec auch in dieser Periode mit einem Überschuss von 0,3 Mio. Euro knapp profitabel, eine beachtliche Leistung. Dass es im Anschluss wieder aufwärts ging, war dann vor allem dem Auslandsgeschäft geschuldet. Länder wie Großbritannien, Frankreich und Italien boten in den letzten Jahren deutlich attraktivere Bedingungen für den Bau von Biogasanlagen als Deutschland und entwickelten sich für Envitec zu tragenden Säulen.
Im Geschäftsjahr 2015 wurden bereits rund 50 % der Erlöse im Segment Anlagenbau im Ausland erwirtschaftet. Aufgrund von Verzögerungen in der Auftragsausführung reduzierte sich die Gesamtleistung allerdings trotz einer erfolgreichen Akquise von 51,3 auf 43,1 Mio. Euro, die Aktivitäten blieben deshalb mit einem EBIT von -5,1 Mio. Euro (Vorjahr: -4,0 Mio. Euro) deutlich defizitär. Eine Enttäuschung, doch der auf 77,9 Mio. Euro verdoppelte Auftragsbestand macht Hoffnung auf Besserung in der aktuellen Periode. Dass die letzte Finanzperiode dennoch mit einem Konzern-EBIT von 3,4 Mio. Euro (Vorjahr: 4,7 Mio. Euro) abgeschlossen werden konnte, lag an der erfolgreichen Entwicklung der Sparte Eigenbetrieb. Mit 76 Anlagen im Bestand, die eine installierte Leistung von 59,3 MW aufweisen, konnte Envitec bei einem Umsatz von 70,1 Mio. Euro (+ 8,2 %) ein EBIT von 11,0 Mio. Euro (+10,1 %) erwirtschaften. Immer wichtiger wird für das Unternehmen auch das prosperierende Servicegeschäft (Umsatz 2015: +23,7 % auf 26,0 Mio. Euro).
Aufgrund des hohen Auftragsbestands zeigte sich das Management zuversichtlich, im laufenden Jahr im Bereich Anlagenbau bei steigenden Erlösen ein ausgeglichenes Ergebnis erzielen zu können. In den anderen Bereichen dürften die Resultate zwischen leichten Zuwächsen und Stagnation liegen, so dass für den Gesamtkonzern eine moderate Verbesserung von Umsatz und EBIT in Aussicht gestellt wurde. Zur Bilanzveröffentlichung konstatierte das Unternehmen eine „sehr gute Auslastung“ im bisherigen Jahresverlauf, so dass die Prognose durchaus Luft für eine positive Überraschung lässt – einen ersten Fingerzeig werden…
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