Neben Börsenlieblingen wie Stratec, Fielmann oder Rational zählt auch die Grenke AG zu den üblichen Verdächtigen im deutschen Nebenwertesegment, die man als preisbewusster Value-Anleger zwar auf der Watchlist hat, aber für einen Einstieg meist zu teuer findet. Nachdem sich die Grenke-Aktie auch in den letzten zehn Jahren wieder mehr als verfünffacht hat, tritt sie aber seit anderthalb Jahren per Saldo auf der Stelle. Prüfen wir also, ob hieraus eine Einstiegschance erwächst.
Grenke hat sich auf das sog. Small-Ticket-Leasing für kleine und mittlere Unternehmen spezialisiert. Verleast werden insbesondere IT-Produkte wie PCs, Drucker und Kopierer, Telekommunikationsgeräte oder Software ab einem Anschaffungswert von 500 Euro. Mit diesem kleinteiligen Geschäft hat es Grenke inzwischen zu einer enormen Größe gebracht: Fast 5 Mrd. Euro Vermietvolumen in mehr als 560 Tsd. Verträgen führt das Unternehmen derzeit im Bestand. Rund um den Globus sind die Badener an über 120 Standorten in 30 Ländern vertreten, in Europa dabei praktisch flächendeckend präsent und in Deutschland, der Schweiz und Italien jeweils Marktführer. Neben dem Leasing-Geschäft hat Grenke sich noch zwei kleinere Standbeine aufgebaut. Zum einen das Factoring, also der Ankauf von einzutreibenden Forderungen, und zum anderen das Bankgeschäft, das sich vor allem auf die Finanzierung von Existenzgründern fokussiert.
Wachstumstreiber ist aber eindeutig das Leasing-Geschäft, das für über 90 % der Konzernerträge steht. Und das ist bemerkenswert konjunkturstabil, denn im Gegensatz zu großen Leasinggütern wie Autos oder Maschinen findet die Anschaffung und Erneuerung der IT-Ausrüstung relativ unabhängig von Wirtschaftszyklen statt, oft nimmt in schwächeren Konjunkturphasen die Neigung zum Leasing derartiger Geräte sogar noch zu. So ist es kein Zufall, dass Grenke in neun der letzten zehn Jahre seinen Leasingertrag (Zinsergebnis) steigern konnte, lediglich 2009 war er infolge der Finanzkrise rückläufig. Im Schnitt legte seit 2007 das Zinsergebnis um fast 15 % pro Jahr zu, der Nettogewinn des Konzerns um 14 % p.a. An diesen Trend konnte das Unternehmen auch im abgelaufenen Jahr anknüpfen, als das Zinsergebnis erneut um 13,9 % auf 217,8 Mio. Euro vorankam und der Nettogewinn sogar um 27,7 % auf 103,2 Mio. Euro.
Grund für diese hohe Wachstumsstabilität ist neben der Konjunkturresistenz vor allem auch die starke Wettbewerbsposition von Grenke. Denn gerade weil das Verleasen kleinerer IT-Produkte (mittlere Vertragsgröße: 8,7 Tsd. Euro) relativ margenarm ist, bedarf es gleichermaßen einer breiten Kundenbasis wie auch einer hohen Standardisierung der Vertragsabwicklung, um das Geschäft rentabel zu betreiben. Dadurch entstehen hohe Zugangsschranken, die insbesondere potenzielle Wettbewerber wie Banken oder die IT-Hersteller abschrecken. Die somit einfache Duplizierbarkeit des Geschäftsmodells auf weitere Standorte befördert Grenke zudem über geschickte Vertriebsstrategien. Dazu zählt einerseits die sog. „Zellteilung“, bei der sich Grenke-Filialen ab einer bestimmten Größe in zwei kleinere teilen, um ihre regionale Abdeckung und Kundennähe zu verbessern. Zudem behalten sich die Badener bei der üblicherweise per Franchise organisierten internationalen Expansion das Recht vor, nach einer gewissen Dauer die Filialen selbst zu übernehmen, womit die erhöhten Risiken der Anlaufphase teilweise externalisiert werden.
Angesichts der stabilen Wachstumsfaktoren teilen wir die Zuversicht des Vorstands für die kommenden Jahre. Nachdem das Neugeschäft seit der Jahrtausendwende um durchschnittlich 16 % p.a. zugelegt hat, lässt die Zielvorgabe von mindestens 12 % Zuwachs pro Jahr sogar noch Luft nach oben. Das gilt auch für die Bewertung der Aktie, die…
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