Beim Blick auf die Entwicklung der vergangenen Jahre gibt es bei der 11880 Solutions AG kaum Erfreuliches zu berichten. Der seit 2012 kontinuierliche Umsatzrückgang ging mit einer deutlichen Ausweitung der Verluste einher. Auch im letzten Jahr dürften die Erlöse gesunken sein, doch der Fehlbetrag könnte zumindest unter dem Vorjahreswert gelegen haben. Wichtiger als die Zahlen für 2017 ist jedoch, dass das Unternehmen nach einer Neupositionierung wieder eine Perspektive besitzt – und neue Großaktionäre.
11880 Solutions ist der zweitgrößte deutsche Anbieter für regionale Werbung und Telefonauskünfte. 2015 leitete das Management des ehemals unter Telegate und Klicktel firmierenden Unternehmens einen tiefgreifenden Konzernumbau ein. So wurde der kostenintensive Außendienst aufgelöst und die verwirrende Markenvielfalt unter der bekannten Ziffernkombination „11880“ gebündelt. Im Fokus steht mit dem Portal 11880.com nun das Digitalgeschäft. Hierfür wurde das Angebotsportfolio kräftig überarbeitet: Die erste und bislang einzige Metasuche für Online-Bewertungen – werkenntdenBESTEN.de – ging mit den dazugehörigen rund 20 Fachportalen für die wichtigsten Handwerks- und Dienstleistungsbranchen an den Start. Hiervon verspricht sich das Management eine Menge, denn Online-Bewertungen sind mittlerweile für 75 % der Verbraucher die Grundlage für Kaufentscheidungen. Die klassische Auskunft wurde um ein Callcenter-Drittgeschäft und einen Sekretariatsservice ausgebaut.
Trotz der neuen Angebote wird das Unternehmen im Geschäftsjahr 2017 tiefrote Zahlen schreiben. Beim Umsatz sollte der Forecast von 37,2 bis 43,2 Mio. Euro erreichbar sein, beim Zielkorridor für das EBITDA von -2,3 bis 0,7 Mio. Euro könnte es indes knapp werden: Hier standen nach neun Monaten bereits -2,0 Mio. Euro in den Büchern. Zudem wurde die geplante Schließung des Münchener Standorts vorgezogen und belastet daher noch im Schlussquartal das Ergebnis. Aus unserer Sicht jedoch ein richtiger Schritt: Die Zahlen für 2017 sind nicht entscheidend und für das aktuelle Geschäftsjahr wird die Kostenbasis gesenkt.
Wenngleich Auskunfts- und Digitalgeschäft nach neun Monaten gegenüber dem Vorjahr weiterhin rückläufig waren, deutet sich operativ eine Trendumkehr an. Nachdem der starke Kundenrückgang 2015/16 zunächst gebremst werden konnte, gelangen im Neunmonatszeitraum 2017 wieder signifikante Zuwächse auf knapp 25.000 Kunden (9M 2016: 21.408). Von dieser Basis aus sollte 2018 ein Umsatzwachstum möglich sein. Neben den steigenden Erlösen wird sich die voraussichtlich bis Ende März abgeschlossene Standortkonzentration positiv auf den Gewinn auswirken. Bis spätestens 2019 will das Management den Turnaround schaffen. Wir sind vorsichtig optimistisch und erwarten 2018 unter dem Strich noch ein Minus von 3,0 Mio. Euro. 2019 ist die schwarze Null aber durchaus drin. Ein erfolgreicher Turnaround ist am Markt noch nicht...
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