Die Deutsche Telekom hat sich den Titel „PR-Desaster des Jahres“ verdient. Mit der geplanten Tempodrosselung für hohe Datenvolumina hat der Telefonriese Kunden und Politik gegen sich aufgebracht. Das ist auch an der Börse nicht gut angekommen.
Der Vorstoß der Deutschen Telekom ist wirtschaftlich betrachtet durchaus legitim. Wer stets hohe Datenvolumen durchs Netz schleust, soll dafür extra zahlen. Allerdings untergräbt das die beliebte Flatrate-Praxis und ist insofern ein sensibles Thema.
Es wäre daher wünschenswert gewesen, wenn das Management im Vorfeld für ausreichend politische Rückendeckung gesorgt hätte, das war aber offenbar nicht der Fall. Jedenfalls plant Wirtschaftsminister Rösler nun postwendend eine Initiative zur Netzneutralität, die direkt auf die Pläne der Bonner zielt. Denn deren Tempodrosselung soll beispielsweise nicht für das hauseigene Angebot Entertain gelten, und das wird von Rösler als nicht hinnehmbare Wettbewerbsverzerrung eingestuft.
Die Initiative könnte daher den Anfang vom Ende der Pläne darstellen. Die Ansätze des Unternehmens, das darbende Inlandsgeschäft wiederzubeleben, wirken so weiter hilflos und etwas unausgegoren. Dabei ist die Dringlichkeit hoch: Im ersten Quartal musste der Konzern in Deutschland erneut einen Umsatzrückgang von 1,7 Prozent hinnehmen.
Vor allem wegen dieser Problematik hat die Aktie in den letzten Wochen - auch bereinigt um die Dividendenzahlung - wieder kräftig nachgegeben. Im Korridor zwischen 8,60 und 9,00 Euro konnte sie sich vorerst wieder stabilisieren. Für nachhaltig zweistellige Kurse muss der Konzern aber eine überzeugendere Wachstumsstrategie für den Heimatmarkt präsentieren, nachdem sich die anvisierte Datendrosselung zu einem Eigentor entwickeln könnte.
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