Lange Zeit taten wir gut daran, unseren einstigen Musterdepot-Liebling Bijou Brigitte nicht mehr anzurühren. Nachdem wir zwischen 2002 und 2007 eine Rekordperformance von rd. 1.000 % für Sie einfahren konnten, war es genauso richtig, dass wir uns bei Kursen um 140 Euro von der Position trennten, denn seitdem hat das Papier über die Hälfte an Wert verloren. Aktuell gibt es jedoch erste Hinweise, dass die Modeschmuckkette ihren operativen Abwärtstrend gestoppt haben könnte. Damit rückt auch die Aktie wieder ins Blickfeld.
Eine gefühlte Ewigkeit ging der ehemalige Börsenstar durch ein regelrechtes Tal der Tränen. Gleich acht Jahre in Folge gab der Gewinn vor Steuern nach, seit 2006 hat er sich inzwischen mehr als gedrittelt. Und auch der Umsatz befindet sich seit fünf Jahren im Rückwärtsgang und liegt heute um 15 % unter dem Rekordwert aus 2009. Das hat gleich mehrere Ursachen: Zum einen bekam Bijou Brigitte zunehmend die Konkurrenz anderer Schmuckanbieter und Modeketten zu spüren. Darüber hinaus setzte die Wirtschaftskrise in den südeuropäischen Ländern den dortigen Filialen der Hamburger zu. Und schließlich litt auch der deutsche Einzelhandel über mehrere Jahre unter einer allgemeinen Kaufzurückhaltung und der Verlagerung in den Onlinebereich.
Immerhin stemmt sich der Vorstand nach anfänglicher Zögerlichkeit inzwischen entschlossen gegen diese Entwicklungen, allen voran durch die Konsolidierung und Optimierung des Filialnetzes. Von der Spitze weg wurde der Bestand bereits um über 100 Läden reduziert, allein in den ersten drei Quartalen 2015 wurden 41 unrentable Standorte – vornehmlich in Spanien und Italien – geschlossen und weitere 33 renoviert. Da gleichzeitig 43 neue Läden – mehrheitlich im Inland – eröffneten, wuchs der Filialbestand seit Jahresbeginn sogar wieder leicht um zwei auf 1.072 Einheiten. Der Lohn dieser Strukturanpassungen scheint sich nun zaghaft auch in den Geschäftszahlen niederzuschlagen. Zwar gab der Umsatz nach neun Monaten im Vorjahresvergleich noch um 2,7 % auf 238,3 Mio. Euro nach. Isoliert betrachtet wurde im dritten Quartal aber erstmals seit langem wieder ein leichtes Umsatzplus erwirtschaftet und auch der Ertragsschwund wurde mit -5 % nahezu gestoppt.
Dabei profitieren die Hamburger auch von einer Erholung des konjunkturellen Umfeldes. Nicht nur, dass die Rezession in Südeuropa langsam überwunden scheint, vor allem der deutsche Binnenkonsum zeigt sich nach zuletzt kräftigen Lohnerhöhungen inzwischen sehr robust. Darauf allein will sich das Management aber nicht verlassen, sondern sein Sanierungsprogramm konsequent fortsetzen. Oberste Priorität hat weiterhin die Optimierung des Filialbestandes. Insbesondere sollen neue Standorte nur noch in 1a-Lagen eröffnet werden und vorhandene Filialen durch ein neues Ladendesign aufgewertet werden. Weiter ausgebaut werden soll auch das Konzessionsgeschäft, das schon im Berichtszeitraum 2015 um 27 auf 471 Shop-in-Shops zugelegt hat. Ein Alleinstellungsmerkmal will sich Bijou zudem durch das Konzept „P.Cookery“ erarbeiten, bei dem die Kundinnen sich ihren Schmuck aus diversen Einzelteilen selbst kreieren können. Da es erst sieben derartige Läden gibt, bleibt der Erfolg freilich noch abzuwarten. Ganz sicher erfolgversprechend ist indes der geplante Ausbau des Onlinegeschäfts, das zurzeit noch eine untergeordnete Rolle spielt.
Insgesamt haben sich die Perspektiven für die Schmuckkette also wieder aufgehellt. Von daher erscheint…
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