Noch vor ein paar Jahren bekamen Börsianer beim Namen Bijou Brigitte glänzende Augen. Die Aktie zählte nach der Jahrtausendwende zu den erfolgreichsten Titeln überhaupt auf dem deutschen Kurszettel. Auch wir hatten das Potenzial der Modeschmuckkette frühzeitig erkannt und zwischen 2002 und 2007 eine Performance von sage und schreibe 1.000 % mit unserer Depotposition eingespielt. Genauso richtig war es dann aber, sich zu Durchschnittskursen um 140 Euro wieder von dem Papier zu trennen, denn heute notiert die „schöne Brigitte“ nur noch halb so hoch.
Vom Timing her hätten wir es damit kaum besser treffen können, denn das Jahr 2007 markiert rückblickend eine fundamentale Wende in der Geschäftsentwicklung. Konnte der Hamburger Konzern bis dahin über viele Jahre hinweg mit stetigen, größtenteils zweistelligen Umsatz- und Gewinnsteigerungen aufwarten, so wurde 2007 erstmals ein EBIT-Rückgang verzeichnet. Drei Jahre später, 2010, begann dann auch der Umsatz zu schrumpfen. Dieser Trend hält bis heute an. Auch im abgelaufenen Geschäftsjahr musste Bijou Brigitte wieder einen Erlösrückgang um 3,7 % auf 361 Mio. Euro hinnehmen. EBIT und Nettogewinn gaben sogar um gut ein Viertel auf 52,6 bzw. 36,7 Mio. Euro nach und haben sich damit in den letzten fünf Jahren mehr als halbiert.
Die Gründe für die Geschäftseintrübung sind schnell ausgemacht: Allen voran fällt es Bijou immer schwerer, weiße Flecken auf der Landkarte für neue Filialstandorte zu finden. Konnte die Modeschmuckkette von 2003 bis 2007 im Schnitt noch um 100 Läden pro Jahr wachsen, so musste im letzten Jahr erstmals eine Netto-Schrumpfung hingenommen werden, als 42 Neueröffnungen 51 Schließungen gegenüberstanden. Aktuell ist die Kette mit gut 1.160 Filialen bereits in über 20 europäischen Ländern vertreten, wobei die lukrativsten Märkte wie Deutschland und die südeuropäischen Tourismusregionen (Spanien, Italien, Portugal) weitgehend erschlossen sind. Gleichzeitig rückt den Hamburgern zunehmend die Konkurrenz auf die Pelle, und zwar nicht nur andere Schmuckfilialisten wie Claire’s oder Beeline, sondern auch Trendmodeketten wie H&M, Zara und Mango, für die Modeschmuck ein einträgliches Zusatzgeschäft ist. Zu diesen strukturellen Gründen gesellten sich zuletzt auch noch konjunkturelle, als mit der Wirtschaftskrise in den südeuropäischen Ländern naturgemäß auch die Konsumlaune einbrach und zudem der schwächelnde Euro den (vornehmlich in US-Dollar fakturierten) Einkauf von Bijou in Fernost verteuerte.
Zur ganzen Wahrheit gehört allerdings auch, dass Bijou Brigitte nach wie vor ein kerngesundes, ja geradezu vor Kraft strotzendes Unternehmen ist. Die Hamburger sind nicht nur komplett frei von Bankschulden, sondern sitzen auf einem Cashpolster von 160 Mio. Euro, das entspricht gut einem Viertel des gesamten Börsenwertes. Daran dürfte sich so schnell auch nichts ändern, denn aufgrund der geringen Kapitalintensität des Geschäfts liegt nahezu der gesamte Gewinn auch als freier Cashflow vor. Mangels anderer sinnvoller (oder sinnloser) Verwendungsmöglichkeiten werden die Überschüsse zum Glück brav an die Aktionäre ausgekehrt. Für 2012 liegt die Dividende mit 5,50 Euro sogar über dem Gewinn je Aktie (4,65 Euro) und entspricht damit erneut einer Rendite von über 7 %.
Bleibt die Frage, wie es um die weiteren Kurschancen der Bijou-Aktie steht. Für das laufende Jahr…
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