Einen herben Absturz musste die Aktie von Freenet seit Mai dieses Jahres verkraften. Durch Unsicherheiten in Zusammenhang mit der Übernahme von E-Plus durch Telefonica Deutschland ist der Kurs unverhältnismäßig stark unter die Räder gekommen. Jetzt setzt ihm zusätzlich die schwache Börsenstimmung zu. Doch mit den fallenden Notierungen steigt die Dividendenrendite des ohnehin ausschüttungstarken Papiers noch weiter. Und genau hier liegt der Charme der Freenet-Aktie, sofern die Dividende über ein stabiles operatives Geschäft sicher eingespielt werden kann.
Diese Stabilität jedenfalls dürfte entgegen erster Befürchtungen auch durch die Übernahme von E-Plus durch Telefonica Deutschland nicht mehr nachhaltig gefährdet werden. Zwar ist der deutsche Mobilfunkmarkt mit rund 115 Mio. Handyverträgen bei ca. 80 Mio. Einwohnern praktisch gesättigt, weshalb ein nennenswertes Marktwachstum kaum noch zu erwarten ist. Allerdings droht – wie in anderen reifen Märkten – auch keine weitere signifikante Verschärfung der Wettbewerbsbedingungen mehr, da die Branche ihren Konsolidierungsprozess nun weitgehend abgeschlossen hat.
Im Verdrängungswettbewerb der letzten Jahre sanken die Preise für die mobile Internetnutzung und Telefongebühren bereits extrem. Der Trend zu immer günstigeren Tarifen und Flatrates hinterließ deutliche Spuren in den Zahlen der Mobilfunk-Provider. So konnte Freenet im ersten Quartal 2013 noch einen Durchschnittsumsatz von 22,40 Euro pro Kunde vorweisen, während es im ersten Quartal 2014 nur noch 21,20 Euro waren. Ähnlich war auch die Entwicklung bei anderen Kundengruppen, etwa im Prepaid-Segment.
Allerdings verdienen die Mobilfunkunternehmen operativ weiterhin recht gut, denn die hohen Kosten aus dem Aufbau der Netze gehören der Vergangenheit an. Außerdem scheint sich der Abwärtstrend beim Preis seit einiger Zeit abzuschwächen, da die mittlerweile etablierten Unternehmen den Markt weitgehend unter sich aufgeteilt haben. Als beruhigender Faktor wirkt dabei nicht zuletzt die Konjunkturunabhängigkeit des Geschäfts. So zeigen sich die Umsätze je Kunde robust gegenüber gesamtwirtschaftlichen Schwankungen oder Änderungen der persönlichen Einkommensverhältnisse, da die Handy-Flatrate mittlerweile zu den elementaren Grundbedürfnissen der meisten Bürger zählt.
Auf die Marktsättigung reagiert Freenet zudem geschickt mit Lifestyle-Produkten und öffnet sich damit ein neues Marktsegment. Daher wurde auch Jesta Digital übernommen, die diesen Bereich mit Zusatzangeboten wie Klingeltönen und Apps stärken soll. Mit Sonderaktionen und Discount-Angeboten versucht Freenet ferner, die Kunden stärker an sich zu binden. Allerdings könnte der Start von günstigen Flatrates im E-Plus-Netz durch United Internet und der zu erwartende zukünftige Zugriff von Drillisch auf die LTE-Kapazität bei Telefonica Deutschland den Druck auf Freenet erhöhen. Entscheidend für die mittelfristige Profitabilität wird daher die zukünftige Vertragsgestaltung mit den Netzbetreibern sein. Diese Belastungen sind jedoch in der jüngsten Kurskorrektur bereits mehr als eingepreist.
Und Freenet erzielt mit seiner Strategie bereits gute Erfolge. Nach drei Jahren schrumpfender Umsätze konnte das Unternehmen im letzten Jahr wieder wachsen. Die positive Geschäftsentwicklung wird voraussichtlich auch dieses und kommendes Jahr anhalten, wenn auch nur mit kleinen Raten. Der Gewinn pro Aktie von 1,86 Euro in 2013 wird in 2014 auf alle Fälle…
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