Die Börse hat sich bei Infineon als zuverlässiger Prophet erwiesen. Nachdem die Aktie im Februar 2011 ein neues Mehrjahreshoch markiert hatte, legte sie den Rückwärtsgang ein – obwohl das Folgequartal mit dem höchsten operativen Gewinn seit der Finanzkrise abgeschlossen wurde. Aber die Anleger hatten den richtigen Riecher, denn im Anschluss musste das Unternehmen einen deutlichen Rückgang der geschäftlichen Dynamik hinnehmen. Nun gibt es aber erste zaghafte Anzeichen für eine Erholung, und auch das Chartbild der Aktie sieht wieder verheißungsvoll aus.
Infineon hat sich auf die Chipproduktion für ausgesuchte Branchen spezialisiert und in diesen zumeist eine führende Stellung erarbeitet. So ist der Konzern die weltweite Nummer zwei bei Halbleiterlösungen für die Automobilelektronik, und im Segment der Chipkarten sogar die unangefochtene Nummer eins. Darüber hinaus adressiert das Unternehmen mit seinen Produkten auch die Energiebranche und liefert Lösungen für die Antriebselektronik von Maschinen.
Die Produktion ist ausgesprochen fixkostenintensiv – und das stellt das Management vor eine anspruchsvolle Aufgabe. Denn die konjunkturellen Nachfrageschwankungen üben einen sehr starken Hebel auf das Ergebnis aus – naturgemäß in beide Richtungen. So verzeichnete Infineon im Schlussquartal 2009 bei einem Umsatz von 687 Mio. Euro noch einen operativen Verlust in Höhe 26 Mio. Euro. Dank des globalen Aufschwungs erhöhten sich die Erlöse bis zum zweiten Quartal 2011 dann um mehr als 50 %, was eine EBIT-Marge von satten 19,3 % ermöglichte.
Von der anschließenden erneuten Abschwächung der globalen Dynamik wurde das Management offenbar überrascht. Anfang Mai 2012 hatte der Vorstand noch eine positive Prognose abgegeben – um diese sechs Wochen später wieder zu kassieren. Wegen der sinkenden Nachfrage wurde ein umfangreiches Sparprogramm aufgelegt, das u.a. einen Stopp bei Personaleinstellungen sowie eine Kürzung der Investitionen umfasste.
Die Notwendigkeit für diese Maßnahmen wurde im Jahresverlauf mehr als deutlich, vom ersten bis zum vierten Kalenderquartal reduzierte sich der Umsatz um 10 % auf 851 Mio. Euro, das operative Ergebnis war schließlich mit 35 Mio. Euro (Marge 4,1 %) nur noch schwach positiv und weit entfernt von der anvisierten Durchschnittsrendite in Höhe von 15 %. Damit könnte allerdings die Talsohle durchschritten sein, zwischen Januar und März (entspricht Q2 2012/13) war bereits eine leichte Belebung zu spüren, der Umsatz erhöhte sich auf 918 Mio. Euro und das operative Ergebnis überproportional auf 48 Mio. Euro. Dieser Trend soll sich nach Aussage des Managements im laufenden Quartal fortsetzen, weswegen die Resultate im Gesamtjahr 2012/13 am oberen Ende der kommunizierten Spanne (d.h. Umsatzrückgang im mittleren einstelligen Prozent-Bereich, operative Marge im hohen einstelligen Prozentbereich) liegen könnten.
Die Aktie hat auf diese Meldung mit einem Freudensprung reagiert. Damit hat sich das charttechnische Bild deutlich verbessert: Mit den Zwischentiefs von September 2011, Oktober 2012 und April 2013 wurde eine sogenannte umgedrehte Schulter-Kopf-Schulter-Formation ausgebildet, die die Basis für eine nachhaltige Trendwende darstellen könnte. Etwas störend wirkt allerdings noch die hohe Bewertung, das KGV für das laufende Geschäftsjahr taxieren wir auf 30,6. Sollten sich die konjunkturellen Rahmenbedingungen 2014 etwas verbessern, halten wir schon in der nächsten Finanzperiode einen Überschuss von 400 Mio. Euro für möglich, das KGV würde damit…
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