Linde konnte in den letzten Jahren kaum überzeugen. Nun verschärft der Konzern seine Sparanstrengungen und will nach ersten Kostenkürzungen bis 2019 zusätzlich 370 Mio. Euro einsparen. Das Effizienz-Programm soll den Industriegas-Anbieter profitabler machen. Die Quartalszahlen fallen etwas besser aus als erwartet und auch der angeschlagene Anlagenbau scheint sich zu stabilisieren. Ist nun die Zeit reif für einen Einstieg?
Die Kursreaktion darauf war deutlich. Mit einem Plus von fast 3 % fanden Börsianer offensichtlich Gefallen an Lindes drittem Quartal. Die Ergebnisse sind zwar weiter von sinkenden Umsätzen und Gewinnen gekennzeichnet, doch das Zahlenwerk fällt weniger schlecht aus als erwartet. Der Umsatz und das operative Ergebnis (EBITDA) sanken im Vergleich zum Vorjahreszeitraum jeweils um 2 % auf 4,4 Mrd. bzw. 1,01 Mrd. Euro. Der Markt hatte hingegen für beide Werte mit einem Minus von je über 9 % gerechnet.
Daneben dürften den Aktionären einige weitere Aspekte an den zurückliegenden Monaten gefallen haben. Die sinkenden Umsätze gehen großenteils auf negative Währungseffekte zurück, bereinigt darum wären die Einnahmen seit Jahresbeginn nur um 1,1 % gesunken. Gleichzeitig gab das operative Ergebnis nur halb so stark nach wie der Umsatz. Dem Konzern ist es also gelungen, seine Margen dank erster Restrukturierungserfolge und sinkender Einkaufspreise für Erdgas zu steigern. Am erfreulichsten erscheint jedoch die Entwicklung im angeschlagen Anlagenbau. Großprojekte für die Erdöl- und Erdgasaufbereitung werden wegen der niedrigen Rohstoffkosten derzeit kaum umgesetzt. Ergebnis: Ein Umsatzrückgang von 13,1 %. Dafür zog der Auftragseingang stark an und auch die Gewinnspanne konnte bei 8,4 % stabilisiert werden. Trotz der wirtschaftlichen Probleme will das Management sein Versprechen halten und die Dividende für 2016 anheben.
Um dem Umsatz- und Ertragsrückgang entgegenzuwirken, hat Linde zudem ein neues, 370 Mio. Euro schweres Sparprogramm bis 2019 aufgelegt. Zusammen mit den bereits laufenden Kostenkürzungen sollen so bis 2019 insgesamt 550 Mio. Euro eingespart werden. Dabei macht der Ex-Vorstandsvorsitzende und jetzige Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle vor nichts Halt. Das Ziel: Linde soll zu einem der profitabelsten Konzerne der Branche werden. In der Gas-Sparte fragt sich Linde, ob das Unternehmen wirklich in jedem Winkel der Erde und allen Produktgruppen vertreten sein will. Im Anlagenbau sollen die Kapazitäten angepasst werden, was Spekulationen um einen bevorstehenden Personalabbau weiter Vortrieb geben dürfte. Zudem will sich der Konzern von Bereichen, die nicht zum Kerngeschäft gehören, trennen. Alle Maßnahmen zusammen sollen die Marge des Dax-Konzerns verbessern, während für das Wachstum auch Ergänzungsakquisitionen geplant sind. Nach der geplatzten Mega-Fusion mit dem amerikanischen Gas-Konzern Praxair ist das Sparprogramm eine logische Konsequenz angesichts sinkender Umsätze und Gewinne in diesem Sektor.
Lindes Maßnahmen gehen in die richtige Richtung und zeigen bereits erste zarte Erfolge. Doch der Weg…
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