Mexikos wirtschaftliche Erholung lässt auf sich warten. Nach dem schwachen Schlussquartal 2013 sind auch die aktuellen Daten allenfalls durchwachsen, dabei erweisen sich die zahlreichen Reformen, so begrüßenswert sie grundsätzlich sind, kurzfristig als konjunkturbelastend. Auch die Performance des mexikanischen Aktienmarktes wird durch die Reformen gehemmt, weil viele der Börsenschwergewichte in den reformierten Branchen aktiv sind und deswegen zukünftig mit härterem Wettbewerb zurechtkommen müssen. Doch mittel- und langfristig dürfte der eingeschlagene Weg der richtige sein, insbesondere die Öffnung des Energiesektors könnte für einen kräftigen Wachstumsschub sorgen. Einige Optimisten erwarten, dass schon im laufenden Jahr die Investitionstätigkeit im Sektor spürbar anziehen dürfte.
So gehen Experten davon aus, dass insbesondere die Förderung von Schiefergas und -öl von Newcomern in Angriff genommen werden dürfte, und dass diese Investitionen, die Branchenexperten zusammen mit dem nun zu erwartendem Ausbau des Pipeline-Netzes als die „low-hanging fruit“ der Energiereform bezeichnen, schon dieses Jahr zunehmen könnten. Insgesamt erwartet der bisherige Monopolist Pemex für die kommende Dekade Investitionen im Volumen von einer Bio. US-Dollar, die vor allem in die Exploration und Gewinnung der Tiefsee-Lagerstätten im Golf von Mexiko fließen sollen. Analystenschätzungen zufolge könnte die Reform das Potenzialwachstum des Landes um mehr als 2 Prozentpunkte erhöhen.
Ein Teil des Reformpakets hatte auch die Reduktion der Abhängigkeit des Staatsbudgets von den Ausschüttungen des bisherigen Ölmonopolisten Pemex zum Ziel. Dazu wurde zum Jahreswechsel eine 8-prozentige Steuer auf Fastfood und eine Abgabe auf gesüßte Getränke eingeführt. Zusammen mit der Reduktion der Benzinpreissubventionen führte dies im Januar zu einem Inflationsschub sowie zu einem Rückgang der Einzelhandelsumsätze. Diese reduzierten sich im Vorjahresvergleich um 0,3 %, das Konsumentenvertrauen fiel sogar auf ein Vierjahrestief.
Gelitten haben dadurch auch die Aktien der Anbieter aus den betreffenden Sektoren. So hat der Snack-Produzent Grupo Bimbo dieses Jahr 15 % an Wert eingebüßt, die Aktie des Softdrink-Distributors Coca-Cola Femsa (KOFL) steht 18 % im Minus und die der Kiosk-Kette Fomento Economico Mexicano 7,5 %. Zusammen mit dem Indexschwergewicht (Anteil 16,4 %) America Movil, dessen Aktie unter der Öffnung des Telekommunikationsmarktes leidet, sind damit mehr als 30 % des Indexvolumens direkt negativ von den durchgeführten Reformen betroffen.
Die schwache Performance des IPC Index, der seit Jahresanfang rund 5 % im Minus liegt, ist deswegen nicht überraschend. Dies umso mehr, als auch die gesamtwirtschaftliche Dynamik noch nicht entscheidend stärker geworden ist. Nachdem zuletzt auch der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe mit 51,7 Punkten zwar erneut oberhalb der Expansionsschwelle (50 Punkte), aber auf dem niedrigsten Level seit Oktober gemeldet wurde, dürfte das verhaltene Tempo noch mindestens einige Wochen anhalten. Für Zuversicht sorgen hingegen die steigende Exportnachfrage, die staatlichen Ausgaben, die nach dem letztjährigen Rückgang infolge des Wechsels an der Staatsspitze nun zweistellig zulegen, die nach dem Januar-Anstieg inzwischen wieder moderate Inflation und das niedrige Zinsniveau.
Wie so oft, sorgen die massiven Strukturreformen in Mexiko nahezu lehrbuchmäßig für eine konjunkturelle Delle, die aber im weiteren Jahresverlauf überwunden werden sollte. Die Prognosen für das diesjährige Wachstum schwanken zwischen 3 und 3,9 %, was auf jeden Fall eine deutlich Beschleunigung gegenüber dem enttäuschenden Wert des Vorjahres (1,1 %) wäre. 2015 will Mexiko wieder mit 4,7 % wachsen und damit das höchste Tempo seit 2010 erreichen. Wir halten die Chancen für gut, dass es gelingt. Denn die Zutaten...
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