Der Pharmariese Novartis aus der Schweiz hatte in den letzten Jahren verstärkt mit Strukturproblemen in vielen seiner Geschäftsbereiche zu kämpfen. Nun setzt das Unternehmen einen umfassenden Strategiewandel um, der den Konzern verschlanken und damit die Profitabilität erhöhen soll. Im Kern stehen hierbei die Konzentration auf die Bereiche Pharma, Generika und Augenheilkunde sowie Kosteneinsparungen.
Dazu werden Teilbereiche des Unternehmens veräußert bzw. neu geordnet. Die Tiermedizinsparte mit einem Umsatz von 1,1 Mrd. USD wurde an das Pharmaunternehmen Eli Lilly für 5,4 Mrd. USD verkauft. Das Geschäft mit nicht verschreibungspflichtigen Medikamenten wird zusammen mit der britischen GlaxoSmithKline in ein gemeinsames Unternehmen eingebracht, an dem Novartis 36,5 % halten wird. Zudem werden die Briten die Onkologie-Sparte von Novartis erwerben. Dafür bekommen die Schweizer von GlaxoSmithKline deren Impfstoffgeschäft. Die Transaktionen sollen bereits im ersten Quartal 2015 abgeschlossen sein und Novartis 7,6 Mrd. USD kosten. Der Kapitalabfluss wird zu einem großen Teil aus Barmitteln beglichen und über Anleihen finanziert, wodurch das AA-Rating des Konzerns jedoch nicht gefährdet wird.
Mit der Konzentration auf Kernbereiche beabsichtigt die Konzernführung von Novartis die operative Marge um 2,5 %-Punkte auf 27,2 % zu verbessern. In die gleiche Richtung zielt die Zusammenlegung früher dezentral organisierter Verwaltungsaufgaben wie Personal- und Rechnungswesen, IT- und Immobilienmanagement in die neue Ausgründung Novartis Business Services. Die Bündelung dieser Aktivitäten soll zusätzlich Einsparungen in Höhe von bis zu 250 Mio. USD bringen.
Auch auf der Produktseite hat Novartis derzeit einige Pfeile im Köcher. Allen voran ein bislang noch namenloses Medikament zur Behandlung von chronischer Herzinsuffizienz, das sich bereits in einem sehr weit fortgeschrittenen Entwicklungsstadium befindet. Eine letzte Phase III-Studie konnte aufgrund von überzeugenden Wirksamkeitsdaten frühzeitig beendet werden. Allein aus diesem Medikament erwartet das Management ein Umsatzpotenzial von bis zu 5 Mrd. USD. Zudem warten zahlreiche andere Medikamente in unterschiedlichen Test-Phasen auf die Markteinführung.
Die gut gefüllte Produktpipeline ist für Novartis von großer Bedeutung, denn in diesem Jahr muss das Unternehmen damit rechnen, dass es durch das Auslaufen von Lizenzen Umsatzeinbußen von 2,7 Mrd. USD hinnehmen muss, da Generikahersteller die Verkäufe abziehen. Insbesondere der Wegfall des Patentschutzes beim Krebsmittel Gleevec schmerzt die Unternehmensbilanz. Insgesamt werden die laufenden Blockbuster-Produkte und vor allem die neuen Medikamente zur Behandlung von Herz- und Krebsleiden diesen Aderlass aber überkompensieren. Wir gehen davon aus, dass Novartis seinen Umsatz in den kommenden Jahren…