Galt der Leuchtmittelhersteller Osram letztes Jahr noch als aussichtsreicher Turnaround-Kandidat, scheint die Börse zuletzt etwas den Glauben an eine erfolgreiche Sanierung verloren zu haben. Seit März hat das Papier fast ein Drittel an Wert verloren und die Zahl der negativen Analystenkommentare mehrt sich. Fundamental sieht es trotz kleinerer Rückschläge aber gar nicht so düster aus, nach vielen Verlustjahren arbeitet die Traditionsfirma wieder zunehmend profitabel.
Das ist angesichts der gravierenden Umwälzungen, die die Leuchtmittelbranche durch den Vormarsch der LED und die Zurückdrängung der Glühbirne und anderer traditioneller Lichtquellen vollzieht, keine Selbstverständlichkeit. Schon gar nicht für ein Schwergewicht wie Osram, das mit über 30 Tsd. Mitarbeitern und gut 5 Mrd. Euro Umsatz die Nummer zwei auf dem Weltmarkt (hinter Philips) ist. Wie tiefgreifend der Strukturwandel ist, zeigt etwa der Augsburger Standort des Konzerns, wo vor sieben Jahren noch 200 Mio. Leuchten pro Jahr produziert wurden und inzwischen nur noch 135 Mio. – Tendenz weiter fallend.
Aber das Management um den Sanierer Wolfgang Dehen, der vor drei Jahren das Ruder beim Münchner Konzern übernahm, reagierte entschlossen und brachte ein ganzes Bündel von Maßnahmen auf den Weg. Allen voran das rigorose Restrukturierungsprogramm „Push“, das u.a. die Schließung von gleich 11 (von 43) Standorten und den Abbau von 8.700 Stellen vorsieht, um bis Ende 2015 insgesamt 1,2 Mrd. Euro an Kosten einzusparen. Die nötige Beinfreiheit für diesen harten Kurs verschafft Dehen nicht zuletzt der Börsengang Mitte letzten Jahres, der für eine weitgehende Abnabelung von der einstigen Mutter Siemens sorgte.
Dass diese Rosskur ihre Wirkung nicht verfehlt, lässt sich an den Ertragskennzahlen des MDax-Titels ablesen. Nachdem Osram noch 2012 tiefrote Zahlen schrieb und im letzten Geschäftsjahr den Break-even schaffte, wurde das erste Halbjahr 2014 deutlich in der Gewinnzone abgeschlossen. Vor allem durch den Rückgang der Restrukturierungskosten, aber auch die Wirkung des Push-Programms konnte das operative Ergebnis (EBITA) im ersten Halbjahr 2014 um über 90 % auf 193,4 Mio. Euro gesteigert werden. Das tat auch der Bilanz gut, die sich trotz der Verlustjahre mit einer EK-Quote von inzwischen über 50 % sowie einer Nettoliquidität von 365 Mio. Euro blitzblank und frei von Altlasten präsentiert.
Dass die Börse dennoch die Osram-Aktie auf Talfahrt schickte, liegt vor allem an…
Bitte beachten Sie unseren Disclaimer zu möglichen Interessenskonflikten