Die Zahlen, die PNE Wind im März für das Geschäftsjahr 2014 veröffentlicht hatte, haben der Aktie einen kräftigen Dämpfer verpasst. Zuletzt ist der Wert in die Nähe des Sechsmonatstiefs gefallen. Und das, obwohl die Aussichten sowohl für die laufende Finanzperiode als auch für das nächste Geschäftsjahr hervorragend sind. Für große Verunsicherung sorgt allerdings der Zwist mit dem Großaktionär, der Volker Friedrichsen Beteiligungs-GmbH, die knapp 16 % der PNE-Anteile hält. Vom Ausgang des Konflikts dürfte die weitere Kursentwicklung der Aktie maßgeblich beeinflusst werden.
Im letzten Geschäftsjahr hatte PNE Wind den Umsatz zwar enorm gesteigert, von 144 auf 211,3 Mio. Euro, trotzdem war das EBIT mit 2,7 Mio. Euro (Vorjahr 43,6 Mio. Euro) aber nur leicht positiv, unter dem Strich musste sogar ein Verlust von 13 Mio. Euro (Vorjahr +37,6 Mio. Euro) ausgewiesen werden. Verantwortlich dafür waren zwei Sonderfaktoren. Zum einen verzichtet das Unternehmen aktuell auf den Verkauf von Windparkprojekten in Deutschland. Dadurch ist im letzten Jahr nach Angaben von Vorstandschef Billhardt ein operativer Ergebnisbeitrag von 25 Mio. Euro entfallen. Die Projekte werden zunächst fertiggestellt und in einer Gesellschaft („YieldCo“) gebündelt, von der dann etwa 75 % der Anteile in 2016 bei Investoren platziert werden sollen. Da die Renditeforderungen der Anleger bei einem solchen Portfolio niedriger sind, als im Einzelverkauf von Projekten, kann PNE Wind auf diesem Weg letztlich höhere Erträge realisieren.
Während dieser Effekt vor allem das EBIT gedrückt hat, wurde das Nettoergebnis durch Sonderabschreibungen belastet. Im Nachgang zur Übernahme von WKN im Jahr 2013 wurde festgestellt, dass einige Projekte in den Büchern der Gesellschaft zu hoch bewertet worden waren, und zwar um insgesamt rund 16 Mio. Euro; dies wurde nun korrigiert. Im Gegenzug hat PNE Wind gegen den Verkäufer, die Volker Friedrichsen Beteiligungs-GmbH, Schadensersatzforderungen erhoben.
Einen negativen Einfluss auf die künftige Projektentwicklung von PNE Wind und der Tochter WKN sieht das Management aber nicht. Trotzdem ist der Konflikt durchaus problematisch und eine Belastung für die Aktie, denn Volker Friedrichsen ist über seine Beteiligungs-GmbH nicht nur der größte Einzelaktionär, sondern sitzt auch im Aufsichtsrat. Die wechselseitigen Versuche, per Gericht einen Rücktritt von ihm resp. des Aufsichtsratsvorsitzenden Dieter Kuprian zu erwirken, die aus der ad-hoc vom letzten Dezember ersichtlich wurden, zeigen die Konfliktlinien in dem Kontrollgremium.
Mit der Hauptversammlung, die am 16. Juni stattfindet, dürfte dieser Konflikt aufgelöst werden – die Frage ist nur, in welche Richtung. Entscheidend ist die künftige Besetzung des Aufsichtsrats, hier streben das Management und Großaktionär Volker Friedrichsen naturgemäß eine andere Lösung an. Zahlreiche Investoren könnten wohl der Linie des Managements folgen, wobei die Kernfrage ist, wie hoch die Präsenz auf der Hauptversammlung ausfällt. Sollte sich Volker Friedrichsen durchsetzen, scheint perspektivisch auch eine Umbesetzung des Vorstands wahrscheinlich, was an der Börse vermutlich nicht gut ankommen würde. Falls nicht, bleibt die Frage offen, was die Beteiligungs-GmbH dann mit ihrem Aktienpaket anstellt, zuletzt ist sie am Markt noch als Käufer aufgetreten.
Sollte die HV der Linie des Managements folgen, sehen wir gute Perspektiven, dass die ausgegebene Prognose, die ein EBIT von 110 bis 130 Mio. Euro von 2014 bis 2016 vorsieht, erfüllt wird. Im nächsten Jahr…
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