In der IT-Branche ist das Thema Cloud-Computing derzeit in aller Munde. Trotz der Irritationen im Zusammenhang mit der NSA-Spionageaffäre und den dadurch beförderten Sorgen um die Sicherheit der in der Cloud abgelegten Daten scheint der Siegeszug der cloud-basierten Geschäftsmodelle kaum aufzuhalten. Ein Unternehmen, das ganz konsequent auf dieses Thema setzt und sich im Zuge der Cloud-Orientierung in den letzten Jahren fast komplett neu aufgestellt hat, ist die InVision AG. Sehr zur Freude der Anleger, die sich seit September über einen Kurszuwachs von mehr als 50 % freuen konnten.
Das Hauptprodukt von InVision ist eine Software für das Workforce-Management in Call-Centern, mit der die Kunden den Mitarbeitereinsatz planen, steuern und abrechnen können. Angesichts der Personalintensität der Call-Center-Branche weist diese Aufgabe eine hohe Komplexität auf, gleichzeitig zahlen sich Effizienzverbesserungen in diesem Bereich schnell in signifikanten Produktivitätsvorteilen aus. Der Bedarf für die InVision-Software ist deswegen gegeben, allerdings hat sich in der Vergangenheit die starke Zersplitterung des Call-Center-Marktes als ein erhebliches Hemmnis erwiesen. Denn viele Call-Center-Betreiber sind schlicht zu klein, um das Projekt der Einführung einer herkömmlichen Workforce-Management-Software zu stemmen.
In Reaktion auf diese Situation sowie auf die Erfahrung der Krise 2009, als das Lizenzneugeschäft dramatisch eingebrochen war, hat InVision seit Ende 2011 die Entwicklung einer cloud-basierten Software-Version forciert und das Geschäftsmodell umgestellt. Den Kunden wird nun die Software zur Nutzung angeboten, die monatlichen Abogebühren, die pro erfasstem Mitarbeiter im einstelligen Eurobereich liegen, decken sämtliche Kosten ab. Für die Kunden entfallen damit neben der Lizenzzahlung sämtliche Installations-, Implementierungs-, Wartungs- und Servicekosten, sie können die Software völlig flexibel nach Bedarf nutzen und haben immer Zugriff auf die aktuellste Version. Doch auch für InVision bietet das Modell handfeste Vorteile. Vor allem wird damit das bisher brachliegende Marktpotenzial erschlossen. Darüber hinaus verfügt InVision damit über hohe, wiederkehrende Einnahmen, die die Anfälligkeit für konjunkturelle Schwankungen und die Abhängigkeit von großen Lizenzabschlüssen und großen Implementierungsprojekten reduziert.
Schließlich haben sich durch die Umstellung auf Cloud auch die Kostenstrukturen enorm verändert. Denn durch das eigene Hosting und den Verzicht auf Implementierung, Wartung und Service bei Kunden konnte InVision die Personalintensität erheblich reduzieren und die Skalierbarkeit des Geschäftsmodells entscheidend verbessern. Da die Erfassung zusätzlicher Mitarbeiter so gut wie keine zusätzlichen Kosten verursacht, fließen zusätzliche Aboeinnahmen fast gänzlich in den Gewinn.
Nachdem die Investitionen in den Geschäftsmodellumbau sowie die Kannibalisierungseffekte der Übergangszeit die Zahlen bis 2012 belastet hatten, hat sich in den neun Monaten des letzten Jahres bereits das Potenzial der neuen Ausrichtung angedeutet. Trotz rückläufiger Lizenzeinnahmen konnte durch die stark wachsenden Abogebühren der Konzernumsatz um 2 % auf knapp 10 Mio. Euro erhöht werden. Gleichzeitig legte das EBIT um 274 % auf 1,1 Mio. Euro zu, das Neunmonatsergebnis drehte von -0,3 Mio. Euro im Vorjahr auf 0,7 Mio. Euro. Stark hat auch der Cashflow reagiert, der sich um 189 % auf 3,0 Mio. Euro verbesserte, so dass die liquiden Mittel auf 4,9 Mio. Euro zulegten – bei einer Bilanzsumme von 8,8 Mio. Euro.
Diese Cashflow-Stärke und den hohen Liquiditätsbestand nutzt InVision für umfangreiche Aktienrückkaufprogramme. Nachdem bereits in den ersten neun Monaten 2013 eigene Papiere im Wert von 0,6 Mio. Euro vom Markt genommen wurden, wurde im Dezember die Preishöchstgrenze von 25 auf 30 Euro angehoben. Im Januar folgte dann eine Aufstockung des beschlossenen Rückkaufsvolumens auf maximal 75 Tsd. Stück (entspricht 3,36 % des Grundkapitals). Da zudem die Ermächtigung der Hauptversammlung deutlich darüber hinaus geht, erscheint angesichts der komfortablen Liquiditätssituation eine Fortsetzung des Aktienrückkaufs auch über das derzeit beschlossene Volumen hinaus nicht unwahrscheinlich.
Mit der aktuellen Positionierung bietet InVision hohe Chancen bei nur begrenztem Risiko. Operativ befindet sich das Unternehmen am Beginn der „Ernteperiode“ der vorangegangenen Investitionen, was sich…
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