Gestern wurde die Aktie von Nordex erneut von einem Keulenschlag aus Berlin getroffen. In Relation zur panischen Kursreaktion im Herbst ist der Effekt dieses Mal aber milder ausgefallen. Ein Hinweis darauf, dass die Stabilisierung des Werts trotz des Gegenwindes in Deutschland durchaus Fortschritte macht.
Wirtschaftsminister Gabriel macht ernst und präsentiert bereits vier Wochen nach der Regierungsbildung den Entwurf für eine EEG-Reform. Diese scheint drastisch auszufallen, die Durchschnittsvergütung für Strom aus regenerativen Quellen soll 2015 von bislang rund 17 auf 12 Cent pro KWh sinken. Bei Windkraft und Biomasse gibt es künftig eine Mengensteuerung, neue Windräder sollen nach Möglichkeit nur noch an sehr ertragreichen Standorten installiert werden.
Hört sich nach tiefen Einschnitten auch für Nordex an, für die Deutschland nach wie vor der wichtigste Markt ist. Da wirkt auch der gestrige Kursrückgang von 5,7 Prozent verständlich.
Im Nachhinein könnte sich der erneute Rutsch aber als Kaufgelegenheit entpuppen, möglicherweise bildet Nordex an der Börse nun ein zweites Bein der Korrektur aus.
Denn - und das wurde in der Berichterstattung gestern etwas vernachlässigt - es ist nur ein Entwurf, der nun noch durch etliche Diskussionsrunden geschleift wird. Schon in der Vergangenheit waren EEG-Reformen ambitioniert gestartet (man erinnere sich an den letzten Versuch von Ex-Umweltminister Altmaier), um dann im Interessendschungel krachend zu scheitern.
Das wird dieses Mal nach unserer Einschätzung nicht passieren, zu groß ist wegen ausufernder Kosten der Reformdruck, SPD und CDU müssen zudem nun an einem Strang ziehen und wollen bestimmt in diesem prestigeträchtigen Bereich nicht direkt eine Pleite kassieren.
Es wird also eine EEG-Reform kommen (ob, wie angekündigt, schon am 1. August steht auf einem anderen Blatt), aber sie wird im Abstimmungsprozess noch aufgeweicht werden. Einen Vorgeschmack auf die Kritik in der eigenen Partei lieferte Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig, der eine Deckelung bei der günstigen Windkraft an Land als „volkswirtschaftlichen unsinnig“ bezeichnete.
Es scheint daher als taktische Reaktion auf die EEG-Reform nicht unangebracht, das Abebben der aktuellen Panikwelle abzuwarten und dann darauf zu setzen, dass die Suppe nie so heiß gegessen wird, wie sie gekocht wird.
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