Wie wird sie aussehen, die künftige Strategie zur Förderung der erneuerbaren Energien in Deutschland? Die intensive öffentliche Diskussion nach dem Anstieg der Ökostromzulage auf ein neues Jahreshoch hat nicht nur die Unternehmen, sondern auch die im Sektor engagierten Anleger verunsichert. Die Debatte berührt auch PNE Wind, die zu den größten Projektentwicklern von Windparks in Deutschland zählen. Aktien-global hat sich mit dem Management exklusiv über die weiteren Perspektiven unterhalten.
Aktien-global: Die Förderung der Erneuerbaren Energien ist aktuell stark in der Diskussion, nachdem die Ökostromumlage auf ein neues Rekordniveau gestiegen ist. Mit welchen politischen Weichenstellungen rechnen Sie im Fall einer Großen Koalition in Berlin?
Martin Billhardt, CEO PNE Wind: Mit der anstehenden Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) werden die Weichen für die weitere Umsetzung der Energiewende gestellt. Dazu ist ein weiterer Ausbau der Erneuerbaren Energien und vor allem der Windenergie onshore wie offshore erforderlich. Ich gehe davon aus, dass es für die jetzt schon günstige Windenergie keine grundsätzlichen Veränderungen geben wird. Ein weiterer Anstieg der EEG-Umlage kann unter anderem durch Reduzierungen bei den Befreiungen von der Umlage, durch eine Senkung der Stromsteuer um den Anteil, den die Erneuerbaren bereits an der Stromerzeugung haben und durch Veränderungen beim Handel mit CO2-Zertifikaten erreicht werden.
Aktien-global: Was würde dies für die Wachstumsperspektiven in Ihrem Offshoregeschäft vor der deutschen Küste bedeuten?
Martin Billhardt, CEO PNE Wind: Wir sehen bei der Offshore-Windenergie weiterhin erhebliche Wachstumspotenziale. 8.000 bis 10.000 MW können bis 2020 errichtet werden. Langfristig sogar 20.000 MW Offshore-Windenergie. Neben der Stromerzeugung ist dabei die industriepolitische Komponente mit erheblichen Kostensenkungspotenzialen von großer Bedeutung. Mit sechs eigenen Offshoreprojekten, die wir zur Baureife entwickeln, und der Arbeit als Dienstleister an sechs weiteren Offshoreprojekten, die von uns entwickelt und bereits erfolgreich vermarktet wurden, sind wir für eine langfristige Entwicklung sehr gut aufgestellt.
Aktien-global: Wo sehen Sie die größten Risiken einer EEG-Revision, resp. welche politischen Weichenstellungen sollten aus Ihrer Sicht unbedingt vermieden werden?
Martin Billhardt, CEO PNE Wind: Eine plötzliche, überraschende, unkalkulierbare Veränderung des EEG. Die erneuerbaren Energien müssen sukzessive in den Strommarkt integriert werden. Dabei sind langfristige Ziele und Planungssicherheit erforderlich. Die bisherigen Regelungen zum Ausbau der Erneuerbaren haben sich grundsätzlich bewährt. Ein völliger Systemwechsel sollte daher vermieden werden.
Aktien-global: Noch einmal zum Thema Offshore: Die Final Investment Decision des dänischen Energiekonzerns DONG Energy für Gode Wind I oder II steht ja noch aus - wann rechnen Sie mit einer Entscheidung und wie hoch taxieren Sie die Wahrscheinlichkeit, dass diese positiv ausfällt?
Martin Billhardt, CEO PNE Wind: Ich gehe fest davon aus, dass diese Entscheidung mit hoher Wahrscheinlichkeit kurzfristig noch diesem Jahr getroffen wird. Alle wesentlichen Voraussetzungen dafür sind in den vergangenen Monaten geschaffen worden. DONG Energy hat uns für die „Gode Wind“-Projekte bereits 84 Mio. Euro bezahlt und daher ein großes Interesse, diese Projekte zum Erfolg zu führen. Wir erwarten noch Zahlungen in Höhe von 73 Mio. Euro, von denen ein Großteil mit dem FID fällig wird. Allerdings können wir die internen Prozesse bei DONG Energy nicht direkt beeinflussen.
Aktien-global: Neben der Weiterentwicklung der Offshoreprojekte sollten in diesem Jahr Investoren deutsche Onshore-Windparkprojekte im Umfang von 180 MW angeboten werden. Wie ist die Resonanz und wann sind hier Abschlüsse zu erwarten?
Martin Billhardt, CEO PNE Wind: Wir haben Investoren Windparks angeboten, die in 2014 und 2015 fertig gestellt werden sollen. Wir haben eine hervorragende Resonanz.
Aktien-global: Im zweiten Halbjahr müsste PNE Wind ein EBIT von 45 bis 57 Mio. Euro erwirtschaften, um die Dreijahresprognose 2011-2013 (60 bis 72 Mio. Euro) noch zu erreichen. Könnten Sie uns kurz skizzieren, welchen Anteil die einzelnen Geschäftsbereiche und Projekte im zweiten Halbjahr 2013 an dieser Prognose haben?
Martin Billhardt, CEO PNE Wind: Wir erwarten einen Großteil der Ergebnisse in diesem Jahr aus dem Offshorebereich. Allerdings erwarten wir auch Erlöse aus der Veräußerung von Onshore-Windparks.
Aktien-global: Welche Szenarien halten Sie für möglich, in denen das Unternehmen diese Prognose nicht mehr erreichen könnte?
Martin Billhardt, CEO PNE Wind: Ich gehe, wie bereits gesagt, fest davon aus, dass wir unsere Prognose, die wir für den Dreijahreszeitraum von 2011 bis 2013 abgegeben haben, erreichen werden. Nur unvorhersehbare Veränderungen im Offshorebereich könnten das verhindern.
Aktien-global: In den kommenden beiden Jahren wollen sie ein kumuliertes EBIT von 60 bis 72 Mio. Euro erwirtschaften. Wie groß ist der Einfluss der deutschen Rahmengesetzgebung auf diese Prognose?
Martin Billhardt, CEO PNE Wind: Für alle Windparks, die bis Ende 2014 fertiggestellt werden, gelten nach unserer Einschätzung die Regelungen des EEG in der jetzigen Form. Für 2015 rechnen wir nicht mit gravierenden Veränderungen der gesetzlichen Regelungen des EEG für den Windbereich. Zusammen mit der WKN AG, deren Mehrheitsanteile wir in diesem Jahr übernommen haben, sind wir in 14 Windenergiemärkten international breit positioniert und damit als Unternehmen nicht abhängig von der deutschen Rahmengesetzgebung. Wir verfügen über eine Projektpipeline von rund 4.700 MW, aus der zahlreiche Projekte in den kommenden Jahren realisiert werden können. Wir sehen in Deutschland aber auch international sehr gute Chancen für die weitere Entwicklung der PNE WIND-Gruppe.
Aktien-global: Sehr geehrter Herr Billhardt, vielen Dank für das Gespräch und den informativen Einblick in die aktuelle Geschäftsentwicklung.
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