Mit den Zahlen zum ersten Quartal hat Singapur für eine handfeste Enttäuschung gesorgt. Gingen die von der Singapurer Zentralbank noch Ende März befragten Volkswirte davon aus, dass die Wirtschaftsleistung des Inselstaates zwischen Januar und März um 0,8 Prozent zum Vorjahr zulegen würde, wurden es am Ende -0,6 Prozent. Damit scheint sich die Stagnation, die bereits seit Mitte 2011 anhält, weiter fortzusetzen.
Die wichtigste Ursache ist nach wie vor die miserable konjunkturelle Lage in Europa und die schwächelnde Dynamik in den USA und in China. Hier wirkt sich nachteilig aus, das Singapur als Handelsdrehkreuz im deutlich stärkeren Ausmaß von der Konjunktur im Westen abhängig ist als viele seiner Nachbarn, die in den letzten Jahren deutlich kräftiger zulegen konnten. So sind die Exporte im März im vierten Monat in Folge rückläufig gewesen, auch die Industrieproduktion hat zuletzt kräftige Rückgänge gemeldet.
Doch ein Teil dieser Entwicklung ist hausgemacht und politisch gewollt. Und zwar will Singapur aus politischen Gründen den Zustrom ausländischer Billigarbeitskräfte massiv einschränken. Deswegen wird die Steuer auf ausländische Arbeitskräfte seit zwei Jahren deutlich erhöht, die nächsten Anhebungen sind vorprogrammiert. Angesichts einer Arbeitslosenquote von 1,9 Prozent bedeutet das gerade für das auf diese Arbeitskräfte angewiesene verarbeitende Gewerbe (immerhin knapp 30 Prozent des BIP) einen starken Kostendruck, unter dem die Wettbewerbsfähigkeit leidet. In Verbindung mit dem Aufwärtstrend des Singapur-Dollar, der die Stärke des Service-Sektors widerspiegelt, sieht sich die Industrie aus Singapur immer weniger in Lage, mit den Billiglohnkonkurrenten aus den Nachbarstaaten zu konkurrieren.
Und der Trend dürfte anhalten. So soll sich das Lohnwachstum dieses Jahr trotz der stagnierenden Wirtschaft von 2,4 Prozent auf 3 Prozent erhöhen, dadurch dürfte auch die Inflation auf dem vergleichsweise hohem Niveau von 3 bis 4 Prozent bleiben.
Ob die Unternehmen es schaffen, diesen Kostendruck durch entsprechende Produktivitätsfortschritte zu kompensieren, ist offen. Die Regierung hat zwar entsprechende Förderprogramme aufgelegt, um die Investitionen in moderne Anlage zu unterstützen, im ungünstigsten Fall hat sich das Land aber aus politischen Überlegungen einen deutlichen Wettbewerbsnachteil verschafft.
Letztendlich will Singapur mit dieser Politik einen Strukturwandel zu höherer Produktivität erzwingen.
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