Eine Meldung wie die gestrige von der EZB hätte Gold in besseren Zeiten einen Kursschub von mindestens 50 US-Dollar beschert. Nun war die weitere geldpolitische Lockerung für das Edelmetall keine große Hilfe mehr. Das verdeutlicht einen Paradigmenwechsel am Markt.
Lange Zeit war es eine feste Gleichung für die Anleger: Ultralockere Geldpolitik bedeutet hohes Inflationspotenzial und damit steigende Goldkurse.
Doch diese Rechnung geht so nicht mehr auf. Das liegt daran, dass die Marktteilnehmer die EZB nach einem Absinken der Inflation im Euroraum auf einen langjährigen Tiefstand längst in einem Verteidigungskampf gegen deflationäre Tendenzen à la Japan sehen.
Nicht ganz unbegründet: Denn die Notenbank hat ihr Pulver spätestens mit den Maßnahmen von gestern - ein Absenken der Leitzinsen auf 0,15 Prozent und einem Strafzins für Bankeinlagen von 0,1 Prozent - weitgehend verschossen. Wenn das nun die Kreditvergabe im Süden des Kontinents nicht beleben kann, was soll dann noch eine Deflation verhindern?
Schließlich bewegt sich auch in den USA trotz einer in den letzten Jahren noch deutlich offensiveren Geldpolitik und einer höheren wirtschaftlichen Dynamik die Inflation auf sehr niedrigem Niveau.
Im aktuellen Umfeld gibt es daher kaum einen Grund, Gold als Inflations-Absicherung zu kaufen - zumal Aktien für eine Niedriginflationsphase deutlich besser geeignet sind.
Das erklärt, warum das Edelmetall von den neuen EZB-Maßnahmen nicht mehr dramatisch stimuliert wird. Zwar war Gold im Vorfeld bereits technisch überverkauft und damit reif für eine kurzfristige Gegenbewegung, die nun zu beobachten ist. Viele Argumente für eine Umkehrung des übergeordneten Abwärtstrends fallen einem im Moment indes nicht ein.
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