Mit der Manz AG hatten wir uns letztmalig in der Ausgabe 43/2015 beschäftigt. Nach zwei drastischen Gewinnwarnungen binnen weniger Monate waren uns damals zu viele Fragen offen, weswegen wir zum Abwarten geraten hatten. Im Nachgang hat die Aktie auf niedrigem Niveau zweieinhalb Jahre stagniert. Das Unternehmen geht inzwischen aber das Kernproblem – die schwache Profitabilität – konsequent an und es sind Fortschritte erkennbar. Damit wird der Titel wieder interessant.
Manz ist ein Spezialist für industrielle Produktionsprozesse, der selbst Maschinen für die Fertigung herstellt und darüber hinaus einzelne Komponenten zu Prozesslinien verbindet. Die fünf Bereiche Automation, Messtechnik, Laserbearbeitung, Nasschemie und „Rolle-zu-Rolle“-Prozesse sieht die Gesellschaft dabei als Kernkompetenzen. Mit Lösungen für die Herstellung von kristallinen Solarzellen und Dünnschicht-Solarmodulen (CIGS) – hier liegen auch die historischen Wurzeln des 1987 gegründeten Unternehmens – wurden im letzten Jahr 32,1 % der Konzernerlöse in Höhe von 325 Mio. Euro erwirtschaftet. Der Rest verteilt sich auf Systeme zur Herstellung elektronischer Erzeugnisse (27,1 %), Produktionslösungen für die Energiespeicherbranche (7,3 %), Aktivitäten als Auftragsfertiger (28,2 %) und den Service (5,3 %).
Nach einem Einbruch zur Rezession 2008/09 ist Manz nicht mehr richtig in den Tritt gekommen, vor allem das volatile Geschäft mit der Photovoltaikindustrie machte dem Unternehmen anschließend das Leben schwer. Ambitionierte Wachstumspläne in anderen Bereichen wurden immer wieder durch Auftragsverschiebungen und -stornierungen oder ähnliche Rückschläge ausgebremst. Nach umfangreichen Abschreibungen im Geschäftsjahr 2014 folgten zwei Gewinnwarnungen in 2015, und auch in der Folgeperiode wurden die Ziele wieder verfehlt.
Dennoch könnte ein großer Erfolg in 2016 die Wende eingeleitet haben. Denn Manz hat zwei chinesische Unternehmen, Shanghai Electric Group (die sich mit knapp 20 % an der AG beteiligt hat) und Shenhua Group, als Partner und Kunden gewinnen können. Ein gemeinsames Joint-Venture hat die CIGS-Forschungsgesellschaft der Deutschen übernommen, was Manz im Geschäftsjahr 2017 einen Sonderertrag von 34,4 Mio. Euro einbrachte. Zugleich wurde ein Großauftrag für die Errichtung einer Fabrik für Dünnschichtsolarmodule und einer weiteren Forschungseinrichtung in China im Volumen von 263 Mio. Euro erteilt. Obwohl sich die Börsianer zunächst skeptisch zeigten, hat Manz mittlerweile diverse Meilensteine des Projekts erreicht und so schon Zahlungen im Umfang von 197 Mio. Euro erhalten (davon allein 67 Mio. Euro in diesem August). Bis Mitte nächsten Jahres soll das Projekt abgeschlossen sein, aber schon im ersten Halbjahr 2019 erwartet Manz Folgeaufträge in diesem Geschäftsbereich.
Auch in den anderen Geschäftsbereichen entwickelt sich die Nachfrage erfreulich. Nicht zuletzt aufgrund diverser vermeldeter Großaufträge lagen die Bestellungen im Electronics-Segment im ersten Halbjahr mit 92,8 Mio. Euro um 153,6 % über dem Vorjahr, bei Energiespeicher-Systemen gab es einen Zuwachs um 350 % auf 31,5 Mio. Euro. Allerdings arbeiteten beide Sparten zuletzt noch defizitär, so dass der Konzern insgesamt bei einem Umsatz von 173,5 Mio. Euro (+45,1 %) einen EBIT-Fehlbetrag von -5,1 Mio. Euro (Vorjahr 7,0 Mio. Euro) ausweisen musste. Bereinigt um Einmaleffekte in beiden Jahren hat sich…
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