Kreative Produkte, hohe Qualität, bekannte Marke – und doch läuft es beim Strumpf- und Wäschehersteller Wolford schon länger nicht rund. In den vergangenen fünf Jahren gelang es ein einziges Mal, einen positiven Jahresüberschuss zu erzielen. Zuletzt gab es drei Abschlüsse mit blutrotem Ergebnis in Folge. Mit der im Geschäftsjahr 2017/18 (per 30.4.) gestarteten Restrukturierung und dem seit Mai 2018 neuen Großaktionär Fosun Industrial Holdings Limited aus China soll mittelfristig der Turnaround geschafft und der Aktie wieder zu neuem Glanz verholfen werden.
Wolford bietet seine Produkte ausschließlich für weibliches Klientel an: Zum Halbjahr 2018/19 entfielen 45 % der Erlöse auf Legwear, gefolgt von der Oberbekleidung Ready-to-wear (34 %) und Lingerie (17 %). Eine untergeordnete Rolle spielten demgegenüber Beachwear, Accessories und Handelswaren mit zusammen 5 %. Der Absatz erfolgte zuletzt überwiegend über traditionelle Vertriebswege wie Boutiquen (45 %), Fachhandel (14 %), Kaufhäuser (12 %) und Shop-in-shop-Konzepte (7 %). Das Online-Geschäft lag bei 12 % und soll im Rahmen der Restrukturierung weiter forciert werden.
Nach diversen halbherzigen Strategie-Anpassungen fällt die im April 2017 ausgerufene Restrukturierung tiefgreifend aus: Die Neupositionierung der Marke, eine Sortimentsstraffung, Kostensenkungen und eine Optimierung der Konzernstruktur sollen in die Gewinnzone führen. Im Geschäftsjahr 2017/18 (per 30.4.) gelang es zwar, trotz eines Umsatzrückgangs auf 149,1 Mio. Euro (Vorjahr: 154,3 Mio. Euro) den Nettoverlust auf -11,5 Mio. Euro (Vorjahr: -17,9 Mio. Euro) spürbar einzugrenzen, doch das für 2018/19 geplante positive EBIT wird trotz erster Fortschritte nicht erreicht. Die Gewinnwarnung vom Januar, bei der das operative Ertragsziel einkassiert wurde, ist aber ein verschmerzbarer Rückschlag.
Dass sich die Restrukturierung bislang nur zaghaft in den Zahlen niederschlägt, hat Gründe: Neben dem heißen Sommer, der das dominierende Geschäft mit Legwear im Frühherbst belastete, sind dies vorrangig die planmäßig gestiegenen Kosten für den Ausbau der Marktpräsenz und den neuen Markenauftritt. Vor diesem Hintergrund beinhaltet der bei einem Umsatzrückgang im Halbjahr 2018/19 um rund 11 % auf 62,4 Mio. Euro (HJ 2017/18: 70,2 Mio. Euro) nur leicht auf -7,3 Mio. Euro (HJ 2017/18: -6,6 Mio. Euro) ausgeweitete Verlust sichtbare Kosteneinsparungen im administrativen Bereich. Weiteren Spielraum bietet die erfolgreiche Kapitalerhöhung vom Juli 2018, aus der Wolford insgesamt rund 22 Mio. Euro zuflossen; seitdem hält Fosun gut 59 % der Anteile. Der im November gestartete neue Marktauftritt hat zusammen mit dem neuen Shop-Konzept das Potenzial, zukünftig auch jüngere Käuferschichten anzusprechen und den Umsatz 2019/20 wieder ein Stück nach vorne zu bringen. Denn ein großes Plus bei Wolford ist…
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