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Pacifico Renewables: "Wir sehen spannende Akquisitionsmöglichkeiten" - Vorstandsinterview

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Die Redaktion von 4investors hat mit dem CO-CEO von Pacifico Renewables, Dr. Martin Siddiqui, über die strategische Ausrichtung und die weiteren Wachstumsperspektiven des Unternehmens gesprochen.

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www.4investors.de: Nach dem Börsengang im Jahr 2019 ging es für die Pacifico Renewables Aktie zunächst deutlich nach oben, mit zwei Kursspitzen im September und November des vergangenen Jahres. Mittlerweile sind die Gewinne aber weitgehend wieder verloren gegangen: Wie zufrieden sind Sie mit der Performance der Aktie bisher?

Siddiqui: Die Kursspitzen kommen auch durch die noch geringe, aber zunehmende Liquidität zustande, weswegen sie nicht überbewertet werden sollten. Wenn man sich dagegen die durchschnittliche Kursentwicklung seit Erstnotiz ansieht, ist eine klar positive Performance ersichtlich. Man darf nicht vergessen, dass wir parallel zwei Kapitalerhöhungen durchgeführt haben, mit denen wir in Summe unser Grundkapital mehr als verdoppeln konnten. Was die vergangenen Monate betrifft, wird die Kursentwicklung unserer Geschäftsentwicklung nicht gerecht. Wir sind im ersten Quartal erfolgreich ins neue Geschäftsjahr gestartet und konnten im März eine strategische Partnerschaft mit dem britischen Solarpark- und Energiespeicherentwickler Boom Power unterzeichnen, die unsere Pipeline nahezu verdreifacht. Auch aus diesem Grund sehen wir noch deutliches Aufwärtspotenzial.

www.4investors.de: Welche Gründe sehen Sie für die jüngste Abwärtsentwicklung, die ja auch andere Aktien des Sektors, wie zum Beispiel Encavis, betraf?

Siddiqui: Es scheint einen vorübergehenden Trend hin zu zyklischeren Werten zu geben, der unsere Branche allgemein betrifft. Gleichzeitig halten wir diese Entwicklung nur für ein temporäres Phänomen, denn an der Notwendigkeit der Energiewende und der Bedeutung erneuerbarer Energien als Hauptbaustein einer zukunftsfähigen Energieversorgung hat sich nichts geändert.

www.4investors.de: Unter den börsennotierten Unternehmen dürfte zum Beispiel die bereits genannte Encavis mit dem Geschäftsmodell von Pacifico Renewables vergleichbar sein. Wo unterscheiden Sie sich von dem YieldCo-Modell der Peer Group, was hebt Pacifico aus der Gruppe heraus?

Siddiqui: Wir zeichnen uns insbesondere durch die Einfachheit bzw. Klarheit unseres Geschäftsmodells aus. Wir tragen keine Entwicklungsrisiken und haben dennoch einen gesicherten Wachstumspfad durch vorrangigen Zugang zu Projekten, wenn diese erfolgreich entwickelt wurden. Vor allem unterscheidet uns aber eine schlanke und skalierbare Unternehmensstruktur und ein geografisch und technologisch diversifiziertes Portfolio. Hinzu kommt, dass wir Kapitalmaßnahmen konsequent auf Akquisitionen zuschneiden, wodurch unsere Investoren auch umgehend nach einer Kapitalmaßnahme in weitere Solar- und Windparks investiert sind.

Im Zuge der Partnerschaft mit Boom Power beschäftigen wir uns derzeit mit einem Markteintritt in den Batteriespeichermarkt. Diese Technologie könnte uns dabei helfen, unser Portfolio noch weiter zu diversifizieren und langfristig attraktive Renditen zu generieren.

www.4investors.de: Und wo, mir fällt hier als Beispiel die Dividende ein, sehen Sie Parallelen?

Siddiqui: Unser Namensbestandteil „Yield“ soll zum Ausdruck bringen, dass wir langfristig einen Dividendentitel etablieren wollen. Aktuell liegt der Fokus auf Wachstum, aber die prognostizierbaren und stabilen Cash Flows, die wir mit dem Betrieb von Solar- und Windparks erwirtschaften, eignen sich hervorragend, um einen Dividendentitel aufzubauen.

www.4investors.de: Sie haben jüngst eine enge Partnerschaft mit dem britischen Projektierer Boom Power vereinbart. Welche Rolle spielen Alexander Samwer und Jeremias Heinrich sowie die Pelion Green Future Alpha GmbH für Pacifico generell, aber auch bei dem Boom-Power-Deal und in der nun anstehenden Zusammenarbeit mit den Briten?

Siddiqui: Alexander Samwer und Jeremias Heinrich sind Eigentümer der Pelion Green Future Alpha GmbH, die mit rund 63 Prozent an unserem Unternehmen beteiligt ist. Sie nehmen nicht nur eine wichtige Rolle als Ankeraktionär für uns ein, sondern auch als Risikokapitalgeber für Projektentwickler wie Boom Power, an dem Pelion eine Minderheitsbeteiligung hält.

Unsere Partnerschaft mit Boom Power gewährt uns vorrangigen Zugang zu einer Pipeline von derzeit mehr als 1 GW an Photovoltaik- und Batteriespeicheranlagen im Vereinigten Königreich. Damit haben wir unsere Pipeline auf über 1,6 GW fast verdreifacht und untermauern unseren Anspruch, für viele Projektentwickler in der Erneuerbare-Energien-Branche eine Plattform zum Kapitalmarkt zu werden. Solche Entwicklungen zeigen aber auch: Wir sind ein junges Unternehmen, gleichzeitig haben wir ein kapitalintensives Geschäftsmodell. Hier ist ein strategischer Ankeraktionär wie die Pelion ein wichtiger Baustein unserer Wachstumsstrategie.

www.4investors.de: Den meisten Anlegern dürfte Großbritannien jetzt nicht direkt einfallen, wenn es um Solarenergie geht. Was macht den Standort attraktiv?

Siddiqui: Das stimmt natürlich. Oft verbindet man Großbritannien eher mit Regen und wenig Sonne. Allerdings ist die Sonneneinstrahlung insbesondere in England und in Küstenregionen vergleichbar mit anderen nordeuropäischen Ländern. Aufgrund der stark gefallenen Stromgestehungskosten im Photovoltaikbereich können in diesen Regionen Photovoltaikanlagen sogar subventionsfrei wirtschaftlich betrieben werden. Die vergleichsweise hohen Strompreise treffen seit Kurzem auf große politische Ambitionen in Bezug auf die Energiewende und machen das Vereinigte Königreich somit zu einem attraktiven Standort für Photovoltaikprojekte.

www.4investors.de: Gibt es bereits erste gemeinsame Projekte? Was ist für die nächste Zeit geplant?

Siddiqui: Das Team von Boom Power kann auf einen reichen Erfahrungsschatz zurückgreifen und hat in der Vergangenheit bereits 1 GW an Solarleistung entwickelt und gebaut. Unsere ersten gemeinsamen Projekte sollen bereits ab 2022 Strom produzieren.

www.4investors.de: Die Zahl der Wind- und Solarprojektentwickler ist hoch, es gibt viele kleine und mittlere Unternehmen. Sehen Sie sich mit Pacifico Renewables eher als einen „Konsolidierer” oder als einen potenziellen Partner in diesem Bereich der Branche?

Siddiqui: Im Vergleich zu den anderen Kontinenten gibt es in Europa nur begrenzt Flächen, die für Großprojekte geeignet sind. Mit dem zunehmenden Voranschreiten der Energiewende werden die großen konventionellen Kraftwerke immer mehr durch viele kleine Kraftwerke ersetzt werden müssen. Zur Realisierung dieser Projekte sind aus unserer Sicht kleine und mittelgroße Projektentwickler, die lokal gut vernetzt sind und unternehmerisch denken, am besten geeignet. Unser Ansatz ist es, mit diesen Projektentwicklern auf partnerschaftlicher Basis zusammenzuarbeiten und ihnen eine Kapitalmarktbasis zu bieten, andererseits aber den unternehmerischen Freiraum nicht einzuschränken.

www.4investors.de: Bis 2023 wollen Sie das Portfolio auf 400 Megawatt ausbauen. Welches Zwischenziel setzen Sie sich beim Ausbau des Wind- und Solarportfolios für das laufende Jahr? Und welches für Umsatz und Ergebnis?

Siddiqui: Im vergangenen Jahr haben sich unsere Umsatzerlöse nach vorläufigen Berechnungen um rund 46 Prozent auf 16,2 Millionen Euro erhöht. Die Stromproduktion ist um rund 43 Prozent auf 82 GWh angestiegen. Die adjustierte operative EBITDA-Marge lag bei 78 Prozent und reflektiert damit die operative Stärke des Portfolios. Für das Geschäftsjahr 2021 erwarten wir einen weiteren Anstieg der Umsatzerlöse und Stromproduktion. Entsprechend unserer veröffentlichten Guidance erwarten wir Umsatzerlöse zwischen 17,3 Millionen Euro und 19,3 Millionen Euro, was im Vergleich zum Vorjahr einem weiteren Umsatzwachstum von mindestens 6 Prozent entspricht. Das bezieht sich ausschließlich auf unser aktuelles Bestandsportfolio, also ohne weitere Akquisitionen.

Wir sehen spannende Akquisitionsmöglichkeiten aus der Pipeline unseres strategischen Partners, der Pacifico Energy Partners GmbH, in Polen, den Niederlanden und Italien. Im zweiten Halbjahr 2021 wollen wir wieder im M&A-Bereich tätig werden und unser Portfolio weiter ausbauen. Zusätzlich prüfen wir natürlich laufend Ankaufsmöglichkeiten über die Pipeline von Boom Power und Pacifico Energy Partners GmbH hinaus.

www.4investors.de: Verzögert die COVID-19 Pandemie mit ihren Auswirkungen das geplante Wachstum?

Siddiqui: Unsere Branche ist zum Glück viel weniger von der Pandemie betroffen als viele andere Sektoren. So hat es uns sehr gefreut, dass wir sowohl im April als auch im Dezember 2020 jeweils während eines Lockdowns erfolgreich Kapitalmaßnahmen abschließen konnten. Aber natürlich haben wir in der Projektentwicklung bei manchen Projekten Verzögerungen wahrgenommen. Dennoch sind wir zuversichtlich, unser Ziel von 400 MW bis Ende 2023 erreichen zu können.

www.4investors.de: Welche Rolle spielen Speicher-Technologien für Ihre Investments und das Portfolio?

Siddiqui: Wir finden Batteriespeicheranlagen hochinteressant und beschäftigen uns gerade mit entsprechenden Investitionsmöglichkeiten. Speicherlösungen werden eine zentrale Rolle für die erfolgreiche Umsetzung der Energiewende spielen. Denn mit dem weiteren Ausbau von Wind- und Photovoltaikkraftwerken werden Speichersysteme zum Ausgleich der meteorologisch bedingten Schwankungen immer wichtiger werden. Durch den Ausbau der E-Mobilität sind die Kosten von Lithium-Ionen-Batterien stark gefallen. Damit stellen sie schon heute in einigen Regionen eine wirtschaftliche Stromspeichermöglichkeit dar. Zudem denken wir, dass Speichersysteme eine strategisch wertvolle Erweiterung für unser Portfolio wären. Mehr Wind- und Solaranlagen im Netz führen zu einer Kannibalisierung der Strompreise während der wind- und sonnenreichsten Stunden. Batterien, die von stark schwankenden Strompreisen profitieren, stellen somit eine natürliche Ergänzung dar.

www.4investors.de: Kann der geplante Ausbau mit der vorhandenen Eigen- und Fremdkapitaldecke finanziert werden, oder können Investoren in den kommenden Jahren weitere Kapitalerhöhungen oder Fremdkapitalfinanzierungen erwarten?

Siddiqui: Angesichts unserer großen Pipeline mit mehr als 1,6 GW wird es voraussichtlich sowohl weitere Kapitalerhöhungen als auch Fremdkapitalfinanzierungen geben. Wir eruieren regelmäßig Finanzierungsalternativen und werden im Gleichklang mit unseren Akquisitionen am Kapitalmarkt aktiv sein.

www.4investors.de: Sie haben diese Woche Ihre Zahlen veröffentlicht. Woher kam das hohe Umsatzwachstum von knapp 50 Prozent?

Siddiqui: Mitte Mai 2020 haben wir acht bereits in Betrieb befindliche Photovoltaikanlagen in Deutschland mit einer Leistung von 21,2 MW erworben, die wirtschaftlich zum 1. Januar 2020 auf unsere Gesellschaft übergegangen waren. Das Portfolio profitiert von einer durchschnittlichen Einspeisevergütung von noch mehr als zehn Jahren und hat im Jahr 2020 wie erwartet Umsatzerlöse in Höhe von knapp 5,4 Millionen Euro erwirtschaftet. Mit dem kürzlich abgeschlossenen Erwerb eines schlüsselfertigen Onshore-Windparks in Deutschland mit einer Gesamtleistung von 15,6 MW und erwarteten Umsatzerlösen von rund 2,9 Millionen Euro p.a. haben wir auch für dieses Geschäftsjahr bereits den Grundstein für weiteres Umsatzwachstum gelegt.

www.4investors.de: Auch dieses Jahr wollen Sie weiter wachsen. Wie entwickelt sich dabei das operative Ergebnis?

Siddiqui: Bei der operativen Ertragskraft unserer Zukäufe machen wir keine Kompromisse. Wir haben deshalb die operative Ertragskraft unseres Portfolios, die wir durch das adjustierte operative EBITDA messen, auch zu einem Eckpfeiler unserer Berichterstattung gemacht. Es ist jedoch hinzuzufügen, dass sich unser nicht-adjustiertes Ergebnis noch sehr stark mit den Transaktionskosten der Zukäufe bewegt, deren umgehende Mittelverwendung sich allerdings erst in den folgenden Geschäftsjahren positiv bemerkbar macht. Weitere Zukäufe sollen die operative Ertragskraft unseres Portfolios weiter stützen und weiterhin für hohe Margen sorgen.

 Dieses Interview ist eine Kooperation von Aktien-Global.de mit der Redaktion von www.4investors.de

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