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Media and Games Invest: Anleihe erfolgreich platziert - Vorstandsinterview

Veröffentlicht am

Der GBC-Analyst Marcel Goldmann hat mit Paul Echt, CFO der Media and Games Invest Group, über die Gründe für die Anleiheplatzierung, den Einsatz der zugeflossenen Mittel und über das Geschäftsmodell des Unternehmens gesprochen.
GBC AG: Herr Echt, die MGI war im aktuell angespannten Marktumfeld – insbesondere für Wachstums- und Tech-Unternehmen wie sie es sind – in der Lage eine neue Anleihe zu platzieren. Was waren die Gründe für diesen Schritt?
Paul Echt: Wir haben keinen konkreten Kapitalbedarf, da wir sowohl über einen starken Free-Cash-Flow als auch über ausreichend Barmittel von deutlich über EUR 100 Millionen verfügen. Dennoch bestand der Reiz darin, jetzt zusätzliche Mittel einzuwerben, um in den kommenden Quartalen mehr M&A-Möglichkeiten realisieren zu können. Insbesondere weil die Kaufpreise aufgrund des Marktumfeldes stark gesunken sind und – sollte es zu einem wirtschaftlichen Abschwung kommen – voraussichtlich weiter sinken werden. In diesem Sinne haben wir vorrauschauend und aus einer starken Position heraus gehandelt. Für unsere M&A Strategie heißt das, dass wir nun für die kommenden Monate so aufgestellt sind, dass wir kleinere bis mittelgroße Vorauszahlungen problemlos mit den vorhandenen Barmitteln bezahlen können, während Verkäuferdarlehen, sog. Vendor Loans und Earn-Outs (Anteil des Kaufpreises, der zu einem späteren Zeitpunkt erfolgsabhängig bezahlt wird) in einigen Jahren in bar oder in Aktien bezahlt werden können, sodass wir die vorhandenen Barmittel auf der Bilanz nutzen können um Firmen mit verhältnismäßig niedriger Liquiditätsbelastung zum Erwerbszeitpunkt zu erwerben und ohne das Unternehmen durch hohe künftige Cash-Outs einem Liquiditätsrisiko auszusetzen, während wir gleichzeitig unsere Aktionäre bei den niedrigen Aktienkursen nicht verwässern. Nicht zu unterschätzen ist zudem, dass es mit einer starken Cash-Position immer einfacher ist, Gespräche bzgl. hochwertiger M&A-Deals zu führen, da die Verkäufer zumindest theoretisch wissen wollen, ob die Käufer grundsätzlich in der Lage sein werden den Kaufpreis zu zahlen, selbst wenn ein Teil davon nachgelagert erfolgt, was gerade vor dem aktuellen Marktumfeld für die Verkäufer an Relevanz gewinnt. Diese Strategie sowie unser M&A Track-Record hat die Investoren überzeugt, weshalb die Platzierung so erfolgreich lief. Daher haben wir uns entschieden das Volumen von den ursprünglich geplanten EUR 125 Millionen auf EUR 175 Millionen zu erhöhen.
GBC AG: Herr Echt, wie fällt Ihr Gesamtfazit für diese Transaktion aus, insbesondere vor dem Hintergrund, dass der Zinskupon 0,5 % über dem der bestehenden Anleihe liegt?
Paul Echt: Das der Zinskupon höher ist als bei unserer bestehenden Anleihe, welche wir zunächst mit 5.75% Zinskupon zu 98% unter pari platziert haben, liegt am veränderten Marktumfeld bzw. der neuen Realität, in der wir uns befinden, in der Geld mehr kostet. An diese heißt es sich jetzt auch gedanklich und strategisch anzupassen, denn die Themen Inflation und steigende Zinsen werden so schnell nicht verschwinden. Vor diesem Hintergrund bewerten wir die Platzierung im aktuellen Marktumfeld bei 6,25% p.a. Zinskupon zu 98% unter pari, sprich 0,5% p.a. höher als in der ursprünglichen Anleihe, als sehr stark. Hervorzuheben ist auch, dass wir von den EUR 175 Millionen rund EUR 115 dazu nutzen, um Teile unserer bestehenden Anleihe zu refinanzieren, sprich einen sogenannten „Roll-Over“ zu machen, bei dem wir viele Investoren unserer ‚alten‘ Anleihe davon überzeugen konnten in die neue Anleihe mit längerer Laufzeit zu wechseln, wodurch wir eine weitere Diversifizierung der Laufzeiten unserer Anleihen erreichen, was zu einer weiteren Verminderung des Refinanzierungsrisikos führt. So konnten wir das Volumen, dass Ende 2024 refinanziert werden muss, von EUR 350 Millionen auf EUR 235 Millionen reduzieren. Auch das haben wir vor dem Hintergrund getan, dass man nicht vorhersagen kann, wie die Finanzmärkte sich entwickeln und wie lange eine eventuelle Krise dauern wird. Die Summe von EUR 235 Millionen kann jetzt aus eigenem Cash-Flow und Barmitteln bedient werden und verringert entsprechend das gesamt Risikoprofiel des Unternehmens, was positiv für alle unserer Investoren ist.
GBC AG: MGI hat sich von einem reinen Spieleunternehmen hin zu einem Advertising-Softwareunternehmen mit eigenen Spielen entwickelt. Könnten Sie nochmals erläutern, wie genau das Geschäftsmodell jetzt aussieht und wo die Investitionsschwerpunkte in den nächsten Jahren liegen werden?
Paul Echt: Die MGI hat sich in den vergangenen Jahren zu einer stark wachsenden Advertising-Software-Plattform entwickelt, die ihre Kunden bei der Gewinnung neuer Nutzer und bei der Monetarisierung ihrer Werbeplätze unterstützt. Bei unseren zurzeit über 450 Softwarekunden, liegt die Umsatzverteilung mit 93% überwiegend auf der sogenannten „Supply Side“. Dies beinhaltet vor allem Mobile Spielefirmen wie King oder Zynga, welche unsere Software nutzen, um ihre Werbeflächen in den Spielen zu monetarisieren. Zudem verfügen wir mit unserem umfangreichen Spieleportfolio, welches auch die jüngste Akquise von dem Mobile Games Entwickler „AxesInMotion“ einschließt, über sehr viele eigene Werbeplätze sowie hochwertige Nutzerdaten. Hierdurch sind wir für Werbetreibende sehr interessant. Vor dem Hintergrund wollen wir jetzt verstärkt in die sogenannte „Demand-Side“ investieren, welche derzeit erst 7% vom Konzernumsatz ausmacht. Das bedeutet, dass wir mehr direkte Beziehungen mit Werbetreibenden und Agenturen, welche über unsere eigenes Kampagnenmanagementtool (eine sog. Demand Side Plattform) schalten, aufbauen wollen. Das wiederum würde bedeuteten, dass wir weniger auf dritte Demand Side Plattformen wie Trade Desk angewiesen sind, die auf unseren Supply in Form von eigenen- und Werbeflächen wie Znyga oder King bieten, sodass wir unsere Marge nochmal deutlich erhöhen können, weil wir einen noch größeren Teil der Wertschöpfungskette abbilden. Um das zu erreichen, haben wir im ersten Quartal insbesondere in den USA nochmal deutlich mehr Sales Mitarbeiter eingestellt. Ziel ist es noch mehr direkte Kundenbeziehungen mit großen Werbetreibenden in den USA aufzubauen. Parallel wollen wir zudem vermehrt in Demand-Side Plattformen investieren, um hier auch direkte Kundenverträge mit großen Werbetreibenden via M&A einzukaufen, wo wir dann sehr hohe Synergien mit unserer bestehenden Supply Side realisieren können. Bei der Finanzierung dieser Strategie hilft uns natürlich auch die kürzlich durchgeführte Anleiheausgabe.
GBC AG: In Anbetracht der Unsicherheiten bezüglich einer andauernden Corona-Pandemie, der Ausweitung des Ukrainekriegs und einer weiteren Verschärfung der Inflation, besteht die Gefahr einer deutlichen Abkühlung der weltweiten Konjunktur oder gar rezessiven Entwicklungen. Wie stabil bzw. robust schätzen Sie Ihre Branche und Ihr Geschäftsmodell im Falle einer auftretenden Rezession ein?
Paul Echt: Wenn man sich alle Indikatoren ansieht, besteht aus unserer Sicht die Chance einer Rezession. Wenn das der Fall ist, ist es wahrscheinlich, dass auch die Medienbudgets der Werbetreibenden davon betroffen sein werden, da Unternehmen in diesem Bereich relativ schnell und flexibel Einsparungen vornehmen können. Das hat man zum Beispiel im zweiten Quartal 2020 gesehen, als Covid die Werbebudgets einiger Unternehmen aus besonders betroffenen Branchen auf diese Weise zum Teil erheblich beeinflusst hat. Während eine Rezession sich negativ auf die Werbebudgets auswirken könnte, könnte man erwarten, dass sich die Games Branche wieder als sehr resilient und sogar als Profiteur zeigen wird. Dieses Phänomen konnte man nicht nur während Corona, sondern auch in anderen Finanzkrisen wie 2008 beobachten. Der Grund dafür ist einfach; haben die Menschen mehr Freizeit und gleichzeitig weniger Geld zur Verfügung, dann suchen sie sich vergleichsweise preiswerte Freizeitbeschäftigung und die meisten Spiele sind in der Regel sehr viel günstiger als ein Abend im Restaurant, im Theater oder auf einem Konzert. Daneben unseren Umsätzen aus unseren eigenen Spielen auch rund 70% unserer Advertising Software Umsätze von Kunden aus dem Bereich digitale Spiele und Entertainment stammen, verfügen wir nach unserem heutigen Wissenstand über ein relativ resilientes Geschäftsmodell, wenn man dies mit anderen Unternehmen aus dem Advertising Bereich vergleicht, deren Fokus weniger stark auf Spiele und Entertainment liegt und die über kein eigenes Spiele Geschäft verfügen. Zusätzlich erwarten wir auch, dass sich der Trend, Werbebudgets - zu Lasten von mehr klassische Werbeformen - eher für programmatische Werbung auszugeben, weiter beschleunigt. Welchen Effekt eine länger anhaltende Rezession aber dann real auf unser Medien-Geschäft hat, lässt sich jetzt noch nicht realistisch beurteilen. Eventuell wird dieses Geschäft etwas weniger stark wachsen, was wir jedoch mit Investitionen, insbesondere im Bereich Daten, versuchen werden zu kompensieren.
GBC AG: Zuletzt hat der MGI-Konzern wieder ein starkes Auftaktquartal im aktuellen Geschäftsjahr 2022 verzeichnet. Was können Anleger und Investoren im laufenden Geschäftsjahr von Ihrem Unternehmen erwarten? Welche Guidance haben Sie sich gegeben?
Paul Echt: Wir erwarten, dass wir auch in 2022 weiterwachsen und von den Marktveränderungen im Medienbereich - Abschalten von Identifiern und Cookies - profitieren werden. Auch mit Blick auf eine mögliche Rezession haben wir unsere Wachstumsziele im Rahmen unseres Quartalsbericht nicht nach unten korrigiert, sondern blicken, aus den bereits genannten Gründen unverändert positiv auf den Rest des Jahres. Wir wollen beim Umsatz zwischen 17 bis 25% auf 295 bis 315 Mio. Euro zulegen und unserer EBITDA zwischen 17 bis 31% auf 83 bis 93 Mio. Euro steigern. Die Umsatzzielgröße konnten wir im 1. Quartal 2022 toppen. Der Umsatzanstieg lag bei 27% und das adjustierte EBITDA verbesserte sich um 30%, getrieben vom organischen Wachstum. Zudem haben wir im April die hochprofitable AxesInMotion akquiriert. Weitere M&A Transaktionen sind nicht in unserem Ausblick für das Gesamtjahr berücksichtigt.
GBC: Vielen Dank für das Gespräch.

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