Nachdem es noch im Dezember den Anschein hatte, als würde der Inflationstrend in der Türkei nach unten zeigen, hat sich der Trend zum Jahreswechsel gedreht. Nun steht die türkische Zentralbank vor dem Dilemma, gleichzeitig gegen die Inflation und gegen das schwächelnde Wachstum vorgehen zu müssen.
Denn die Dynamik der Wirtschaft hat sich 2012 von fast 9 Prozent in 2011 auf nur noch 2,5 Prozent abgeschwächt. Zudem haben zuletzt einige Indikatoren eine weitere Abkühlung angedeutet. Die Industrieproduktion ist im Dezember im Vorjahresvergleich um 3,8 Prozent zurückgegangen, das Konsumentenvertrauen ist im Januar auf den tiefsten Stand seit 2009 eingebrochen.
Gleichzeitig muss die Zentralbank vorsichtig agieren, denn sowohl die Inflation, die im Januar wieder von 6,16 Prozent im Dezember auf 7,31 Prozent zugelegt hat, als auch das Kreditwachstum, das mit zuletzt 19 Prozent deutlich über der Zielmarke der Währungshütter (15 Prozent) liegt, liegen im roten Bereich. Deswegen versuchen die Türken nun die Quadratur des Kreises, indem sie zuletzt zum zweiten Mal seit der Jahreswende die Leitzinsen gesenkt, gleichzeitig aber die Mindestreserveanforderungen angehoben und damit dem Markt umgerechnet fast 1 Mrd. US-Dollar entzogen haben.
Damit sollen das Kreditwachstum und der Zufluss vom spekulativen Kapital und damit auch die Aufwertung der Lira gebremst werden, ohne die Realwirtschaft zu sehr zu belasten. Ein spannendes Experiment.
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