Es wirkte wie ein genialer Schachzug von Apple. Statt für die geplante üppige Aufstockung der Zahlungen an die Aktionäre die eigenen Kapitalreserven anzuzapfen, wurde eine Anleihe aufgelegt und damit zusätzliche Liquidität geschaffen. Trotz der fälligen Zinszahlungen lohnt sich diese Transaktion wegen der Vermeidung von Steuerzahlungen, aber damit hat der Konzern die US-Politik auf den Plan gerufen.
Ein Großteil der Gewinne erwirtschaftet Apple formal im Ausland, etwa in Irland, und nicht in den USA. Mit diesem Konstrukt werden Steuerschlupflöcher ausgenutzt, etwa 70 Mrd. US-Dollar Gewinn sollen so in den letzten vier Jahren am Fiskus vorbeigeschoben worden sein - legal, wohlgemerkt.
Ohne die kombinierte Anleihen-Ausschüttungs-Transaktion wäre dieser Punkt aber sicher nicht so massiv in das Zentrum des öffentlichen Interesses gerückt. Nun aber hackt die US-Politik auf Apple herum, der vorläufige Gipfel war eine Anhörung von Konzernchef Cook vor dem Senat.
Formaljuristisch hat sich das Unternehmen allerdings wohl nichts vorzuwerfen, daher gibt es nur zwei Wege, die zu künftig deutlich höheren Steuerzahlungen führen könnten. Entweder eine umfangreiche Steuerreform in den USA, die aber wohl so schnell nicht kommen wird, allein schon wegen der tiefen Gräben zwischen Demokraten und Republikanern. Oder aber massiver politischer Druck, freiwillig auf die Sparmöglichkeiten zu verzichten. Das aber würde eine Verletzung der Aktionärsinteressen darstellen und scheint daher auch ein wenig gangbarer Weg.
Am wahrscheinlichsten ist daher, dass es sich bei der jüngsten Aufregung um einen Sturm im Wasserglas handelt, der wenig handfeste Konsequenzen nach sich ziehen wird.
Die Aktie von Apple hat daher auch recht unbeirrt den Anfang Februar gestarteten Versuch einer Bodenbildung fortgesetzt. Über dessen Erfolg werden weniger die Steuerpläne der US-Politik, als vielmehr die operativen Erfolge sowie die Produktinnovationen in den nächsten zwei bis drei Quartalen entscheiden.
Bitte beachten Sie unseren Disclaimer zu möglichen Interessenskonflikten