Von dem Timing der Doppelspitze der Deutschen Bank kann sich Commerzbank-Chef Blessing eine Scheibe abschneiden. Der hiesige Branchenprimus nutzte ein gutes erstes Quartal, um eine Kapitalerhöhung im Umfang von fast 3 Mrd. Euro am Markt zu platzieren. Die Börse reagierte auf diesen Doppelschlag fast euphorisch, die Aktie könnte daher bald den zentralen Widerstand bei 40 Euro angreifen.
Natürlich ist der Vergleich mit der Commerzbank nicht ganz fair, denn die Deutsche Bank hat einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Die Marktkapitalisierung des Instituts lag vor der Kapitalerhöhung bei knapp über 30 Mrd. Euro. Der Konzern konnte daher eine „kleine“ Kapitalerhöhung von bis zu 3 Mrd. Euro im Schnellverfahren ohne Prospekt durchführen - das ließ keinen Raum für Short-Spekulationen. Genau darunter leidet aber die Commerzbank, die aufgrund des niedrigen Börsenwerts eine langwierige Bezugsrechtskapitalerhöhung durchführen muss, um ähnliche Summen einzunehmen.
Aber auch ansonsten hebt sich die Deutsche Bank von der Commerzbank aktuell wohltuend ab. Nach dem mäßigen Jahr 2012, das von den Auswirkungen zahlreicher Rechtsstreitigkeiten verhagelt wurde, konnte der Finanzkonzern im ersten Quartal den Vorsteuergewinn um 28 Prozent auf 2,4 Mrd. Euro steigern. Dahinter steckt eine solide Performance in allen Kerngeschäftsbereichen, deren Ergebnisbeiträge im Vorjahresvergleich im Großen und Ganzen stabil geblieben sind. Für den Gewinnsprung verantwortlich waren hingegen vor allem die Fortschritte im Bereich Non-Core-Operations, hier werden die Assets abgewickelt, die nicht mehr zum Kerngeschäft zählen. Der Segmentverlust wurde binnen Jahresfrist spürbar reduziert, von 549 auf 196 Mio. Euro.
Für die Aktionäre besteht nun die Hoffnung, dass die 2012 neu installierte Doppelspitze ihre erste Jahresbilanz genutzt hat, um die Altlasten der Vergangenheit vollumfänglich bilanziell abzubilden. Sollten die Rückstellungen, die für die zahlreichen Rechtsstreitigkeiten gebildet wurden, tatsächlich ausreichen, könnte die Aktie den jüngsten Aufwärtstrend durchaus noch länger fortsetzen.
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