Die Kursentwicklung der Lufthansa deutet an, dass bei dem Konzern gerade ein echtes Drama stattfindet: In nur drei Tagen hat das Papier fast 20 Prozent seines Wertes verloren. In der Tat werden die Aktionäre gerade aus ihren Gewinnträumen gerissen, die die Airline vom Spätsommer 2013 bis zum April dieses Jahres an der Börse zum Highflyer machten. Die massive Ernüchterung hat jetzt aber für eine kurzfristige Übertreibung gesorgt.
Es gehört zum Einmaleins des Top-Managements, dass man seine Leistung - gerade zum Zeitpunkt des Abgangs - in ein positives Licht rückt. So sah der im Mai zum Roche-Konzern gewechselte Lufthansa-Chef Franz seinen Laden als gut bestellt an, das Sanierungsprogramm Score sei so gut wie abgeschlossen, und infolgedessen sollte das operative Ergebnis in diesem und im nächsten Jahr massiv steigen.
Genauso zählt es aber auch zu den Standardstrategien neuer Vorstände, aktuelle Probleme möglichst schnell beim Vorgänger abzuladen und zunächst eine konservative Prognose auszugeben, die gut erreichbar ist und keine zu große Gefahr eines direkten Misserfolgs birgt.
Genau so ist die deutliche Reduktion der Ergebnisziele in der letzten Woche zu verstehen. Zwar hat die Lufthansa sowohl in Europa als auch auf den Langstrecken mit massiver Konkurrenz zu kämpfen, und auch mit etlichen Problemen im eigenen Haus (etwa die ausufernden Forderungen der Piloten), aber bislang hat sie sich dabei stets gut aus der Affäre gezogen. Mit der Reduktion der Zielwerte für das operative Ergebnis in diesem Jahr von 1,3 bis 1,5 Mrd. Euro auf nur noch 1 Mrd. Euro und für 2015 von 2,65 auf 2 Mrd. Euro hat der neue Chef Carsten Spohr eine sehr ambitionierte Messlatte per Handstreich aus der Welt geschafft. Nun könnte er eher für positive Überraschungen gut sein, denn er gilt als erfolgreicher Sanierer.
Analysten erwarten im Moment noch im Schnitt einen operativen Gewinn von 1,22 Mrd. Euro in 2014 und 1,94 Mrd. Euro in 2015. Insbesondere im Hinblick auf das laufende Jahr könnte es daher noch Abwärtsrevisionen geben, aber im eher moderaten Umfang.
Aktuell liegt das Konsens-KGV bei 10,4 (2014) und 6,6 (2015). Selbst, wenn die Analysten noch leichte Kürzungen an den Gewinnprognosen vornehmen, ist die Lufthansa auf dem aktuellen Niveau günstig, wenn das Ergebnisziel für 2015 erreicht wird. Und daran dürfte Spohr nun alles setzen. Die Gewinnwarnung könnte ihm sogar helfen, die noch nötigen Sanierungsmaßnahmen intern durchzusetzen. Und die Lufthansa soll aktuellen Meldungen zufolge bereits an Gegenstrategien arbeiten, etwa dem Ausbau von Eurowings zu einer zweiten europäischen Billigairline (neben Germanwings).
Nach dem jüngsten Ausverkauf kann man daher einen Kauf der Lufthansa-Aktie durchaus riskieren, auch wenn der Prozess der Stabilisierung durchaus volatil ausfallen dürfte.
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