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Brasilien im freien Fall

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Brasilien gehörte jahrelang zu den Lieblingen der internationalen Investorengemeinde. Mit seinen gewaltigen natürlichen Ressourcen, der großen und jungen Bevölkerung und dem großen Binnenmarkt bot es die richtigen Zutaten, um die Geschichte eines rasch aufholenden Schwellenlandes zu vermarkten. Doch es gab auch reichlich Schattenseiten, an die auch wir immer wieder erinnert hatten: die katas­trophale Infrastruktur, die ineffiziente und in Teilen korrupte Bürokratie, eine leistungsfeindliche und kostentreibende Arbeitsmarktregulierung, Protektionismus und ein zunehmend interventionistischer Regierungsstil. Insbesondere in der Phase des Rohstoffbooms konnten all diese Schwächen noch überdeckt werden, wenn auch schon damals die hohe Inflation als ein wichtiges Alarmzeichen für die fehlende Wettbewerbsfähigkeit zu sehen war. Und es kam, wie es kommen musste: Nachdem Brasilien die vielen guten Jahre im Hinblick auf die dringend benötigten Reformen hat tatenlos verstreichen lassen, legte ein wieder raueres weltwirtschaftliches Umfeld die Schwächen der brasilianischen Wirtschaft schonungslos offen

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Die Probleme des Landes zeigen sich insbesondere im Industriesektor, dessen Output in den meisten Monaten seit Mitte 2011 geschrumpft ist. Ursprünglich litt die Produktion unter der starken Aufwertung des Real, die durch die Exporterfolge des Rohstoffsektors sowie durch den Kapitalzufluss aus den Industrieländern (angelockt durch die im vergleich mit den USA und Europa höheren Zinsen) befeuert wurde. Die Reaktion der brasilianischen Regierung: statt auf Strukturreformen zu setzen und die Angebotsbedingungen im Land zu verbessern, wurden Importbeschränkungen eingeführt, Subventionen vergeben und der Kapitalverkehr reguliert.

Wie irregeleitet diese Politik gewesen ist, haben die letzten zwei Jahre gezeigt, in denen sich der Währungstrend komplett gedreht hat. Seit Anfang 2012 hat der Real gegenüber dem US-Dollar ein Viertel seines Wertes eingebüßt, ohne dass sich dadurch die Performance der brasilianischen Industrie verbessert hätte. Ganz im Gegenteil: Im Dezember 2013 brach der Industrieoutput gegenüber November um 3,5 % ein, womit der stärkste monatliche Rückgang seit Dezember 2008 verzeichnet wurde. Im Vorjahresvergleich belief sich der Rückgang auf 2,3 %, weit stärker, als von allen Analysten vorher geschätzt. Besonders stark erwischte es die Investitionsgüter, deren Produktion um 11,6 % zurückging. Eine Ursache der nach wie vor fehlenden Wettbewerbsfähigkeit sind die weiter steigenden Stückkosten, die vor allem durch das hohe Lohnwachstum bedingt werden. Zum anderen geht der Großteil der brasilianischen Industrieexporte (anders als die Rohstoffe) in die Nachbarländer, insbesondere nach Argentinien. Da aber der argentinische Peso noch stärker taumelt als der brasilianische Real, haben sich die brasilianischen Produkte aus der Perspektive Argentiniens zuletzt sogar verteuert.

Die Schwäche des Industriesektors und das Ende des Rohstoffbooms auf der einen Seite und die hohen staatlichen Ausgabeprogramme sowie Konsumsubventionen auf der anderen Seite haben Brasilien im Januar ein großes Handelsbilanzdefizit beschert. Mit 4,1 Mrd. US-Dollar war es das Größte seit 1991, woraus sich ein weiterer Abwertungsdruck ergeben dürfte.

Um diesem entgegenzuwirken sowie um die trotz des schwächelnden Wachstums deutlich oberhalb des offiziellen Zielkorridors verharrende Inflation zu dämpfen, hat die brasilianische Zentralbank im letzten Jahr auf eine kontraktive Zinspolitik umgeschwenkt und in insgesamt sieben Zinsschritten den Leitzins von 7,25 auf 10,5 % angehoben. Zudem wurde der Ausblick zuletzt weiter auf steigend belassen, weswegen die Märkte mit weiteren Zinsanhebungen auf mindestens 11 % bis zum Jahresende rechnen.

In Kombination mit dem weltwirtschaftlichen Umfeld (Stichwort: schwache Rohstoffnachfrage) dürften die Zinserhöhungen, die erst im laufenden Jahr ihre volle Wirkung entfalten werden, das Wirtschaftswachstum erheblich belasten. Nachdem im dritten Quartal 2013 bereits eine Schrumpfung der Wirtschaftsleistung gegenüber dem zweiten Vierteljahr hingenommen werden musste, dürfte das letztjährige Wachstum lediglich in der Nähe der 2 %-Marke gelegen haben. Und inzwischen gehen die meisten Beobachter davon aus, dass auch 2014…

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