Wie erwartet, hat beim Dax nach dem Kurssprung in der ersten Julihälfte die Kraft nicht ausgereicht, um direkt einen Angriff auf das bisherige Jahreshoch bei 8.557 Punkten zu starten. Im Moment konsolidiert der Leitindex zwischen 8.200 und 8.400 Punkten seitwärts. Auch wenn die Börse vielleicht vorher noch ein paar Haken schlägt, scheint mittelfristig ein Ausbruch nach oben wahrscheinlich. Denn die Fundamentaldaten haben sich deutlich aufgehellt.
Nach langen Monaten des Zitterns zeichnet sich endlich eine deutliche Belebung der Konjunktur in Europa ab. Der Einkaufsmanagerindex für die Industrie hat in der Eurozone im Juli erstmals seit zwei Jahren die Expansionsschwelle überschritten. Und diese Belebung geht nicht nur von Deutschland aus (+2,1 auf 50,7 Punkte), sondern vollzieht sich auch und gerade in den Krisenländern (bspw. Italien +1,3 auf 50,4 Punkte, Frankreich +1,4 auf 49,8 Punkte). Der Dienstleistungssektor in der Eurozone hinkt zwar noch etwas hinterher (+1,5 auf 49,8 Punkte), steht aber ebenfalls kurz davor, wieder in den Wachstumsmodus zu schalten.
Und die Ergebnisse der Stimmungsbarometer werden durch harte Daten untermauert. In Deutschland hat der Auftragseingang der Industrie im Juni um kräftige 3,8 % zugelegt. Die Produktion erhöhte sich derweil immerhin um 2,4 %, beide Resultate lagen damit deutlich über den Erwartungen. Mindestens ebenso wichtig scheint, dass Italien nach einer langen Durststrecke den zweiten Anstieg des Industrieoutputs in Folge vermelden konnte, mit 0,4 % fällt dieser allerdings noch gering aus.
Mit einem Ende der Talfahrt in Europa würde die globale Konjunktur eine weitere wichtige Stütze bekommen, zuletzt war von den Industrieländern vor allem die USA der zentrale Wachstumstreiber. Auch jenseits des Atlantiks zeichnet sich im Übrigen eine weitere Erhöhung der Dynamik ab. Die Einkaufsmanagerindizes für die Industrie (+4,5 auf 55,4 Punkte) und den Dienstleistungssektor (+3,8 auf 56,0 Punkte) haben im Juli sprunghaft zugelegt. Einziges Sorgenkind bleibt damit China, hier gab es zuletzt zwar einen kleinen Zuwachs, in Relation zu den USA und Europa bleiben die Signale für eine Trendwende aber noch schwach.
Wie so oft hat die Börse den Konjunkturaufschwung in Europa mit einer starken Performance seit Mitte 2012 teilweise vorweggenommen. Damit stellt sich die Frage, ob die besseren Wachstumsperspektiven schon vollständig in den Kursen eingepreist sind. Schließlich ist die Bewertung des Dax mit einem KGV von fast 14 nicht mehr besonders günstig. Und die Bäume für die Unternehmen wachsen nicht in dem Himmel, wie die vorsichtige Prognose von BASF, die gesenkte Umsatzprognose von SAP und die Enttäuschung bei Siemens gezeigt hat. Allerdings dürften die Rahmenbedingungen für die Konzerne nun wieder besser werden und damit das Gewinnwachstum stimulieren. Nach der langen Durststrecke und den umfangreichen Reformen ist es durchaus nicht unwahrscheinlich, dass Europa vor einem langen und dynamischen Aufschwung steht. Und Aktien …
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