Der zwischenzeitliche Optimismus der Anleger ist mittlerweile weitgehend verflogen. Wurden noch im Frühjahr und insbesondere zum Jahreshoch im Mai Aktien als weitgehend alternativlos eingestuft, vor allem wegen der Minizinsen von Anleihen, liest man jetzt vermehrt Statements, dass sich die Hausse bereits im Endstadium befinde. Der Abgesang könnte aber zu früh kommen.
Für den Stimmungswandel ausgereicht hat eine rund dreimonatige Seitwärtskonsolidierung beim Dax. Diese wurde maßgeblich von einem Statement des US-Notenbankchefs Bernake im Mai ausgelöst, das eindeutige Hinweise enthielt, dass die FED in naher Zukunft eine Kürzung des Aufkaufprogramms für US-Staatsanleihen erwägt. Im September könnte es nun tatsächlich so weit sein. Das nahezu grenzenlos zur Verfügung stehende billige Geld gilt allerdings als Haupttriebfeder der Hausse, daher erwarten die Investoren wegen einer restriktiveren Geldpolitik nun auch ein Ende des Aufwärtstrends.
Dies wird jedenfalls aus aktuellen Umfragen unter Anlegern deutlich. In den USA sind nach einer Erhebung der American Association of Individual Investors das Bullenlager (35,5 %) und das Bärenlager (31,3 %) fast gleich groß (Rest: neutral), in Deutschland misst Cognitrend im Dax-Bull/Bear-Index im Moment sogar einen Bärenüberhang, und das schon seit Wochen, was eher ungewöhnlich ist.
Aus unserer Sicht wird das Ausmaß der Trendwende in der Zentralbankpolitik von den Marktakteuren im Moment aber überschätzt. Die EZB hat erst diese Woche wieder bestätigt, dass sie noch lange Zeit an den Minizinsen festhalten und den Leitsatz im Notfall sogar noch mal absenken wird. Die FED ist angesichts der Robustheit der amerikanischen Konjunktur trotz der intensivierten staatlichen Sparbemühungen zwar in einer komfortableren Situation, erfahrungsgemäß dürfte sie aber nichts unternehmen, was der Konjunktur (und der Börse) schadet. Insofern rechnen wir mit einer sehr vorsichtigen Abbremsung der ultralockeren Geldpolitik – darauf deutet auch die langsame Vorbereitung der Märkte mit sich wiederholenden Statements zu einem graduellen Ausstieg aus dem Aufkauf von Staatsanleihen.
Wir gehen daher davon aus, dass …
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