Drillisch hat sich auf dem deutschen Mobilfunkmarkt als wichtiger Player etabliert. Der ganz große Coup, die Übernahme des größeren Konkurrenten Freenet, ist allerdings gescheitert. Nun steigt das Unternehmen bei dem Wettbewerber wieder aus und konzentriert sich auf die Weiterentwicklung des Kerngeschäfts. Das ist zwar weniger spektakulär, aber durchaus aussichtsreich.
Die Wurzeln von Drillisch reichen bis in die 1950er-Jahre zurück, in der heutigen Form wurde die AG 1997 gegründet. Nach mehreren Neuausrichtungen des Geschäftsmodells hat sich die Gesellschaft schließlich als einer der führenden Service-Provider für den Mobilfunk in Deutschland etabliert. Seit drei Jahren konzentriert sich das Management auf eine Weiterentwicklung zum Mobile Virtual Network Operator (MVNO). Im Rahmen dessen werden standardisierte und entbündelte Vorleistungen von Telefonica O2 und Vodafone eingekauft und daraus eigene Angebote unter eigenem Label strukturiert. Das ist zwar ein komplexeres Geschäft, lässt dem Unternehmen aber wesentlich mehr Handlungsspielraum und Margenpotenzial, wenn die Freiheitsgrade geschickt genutzt werden. Das klassische Service-Provider-Geschäft für die Telekom und E-Plus läuft hingegen aus.
Mit seinem Kerngeschäft bewegt sich Drillisch in einem anspruchsvollen Marktumfeld, denn das Umsatzwachstum im Mobilfunkgeschäft ist zuletzt nahezu zum Erliegen gekommen. Im letzten Jahr haben die Branchenerlöse nur noch um 0,2 Mrd. Euro auf 24,8 Mrd. Euro zugelegt. Ein nach wie vor mit hoher Dynamik wachsendes Datenübertragungsvolumen (+30 %) und ein Zuwachs bei der Zahl der Gesprächsminuten von 5,8 % wurde durch Tarifsenkungen, resultierend aus Eingriffen des Regulierers und einem harten Wettbewerb, nahezu vollständig aufgezehrt. Neben den Netzbetreibern kämpft Drillisch vor allem mit Freenet und United Internet um eine Ausweitung der Marktanteile. Mit einem Anteil von 12,1 % ist Freenet die klare Nummer fünf hinter den Netzbetreibern, United Internet und Drillisch liegen mit 1,6 resp. 1,4 % fast gleichauf auf Platz sechs und sieben(Quelle: VATM / Dialog Consult).
Aus dem 2007 gescheiterten Versuch, den deutlich größeren Wettbewerber Freenet gemeinsam mit United Internet zu übernehmen, hielt Drillisch noch Ende letzten Jahres einen Aktienanteil des Konkurrenten von 20,8 % mit einem Marktwert von 373,6 Mio. Euro. Dem standen Kreditverbindlichkeiten in Höhe von 142,6 Mio. Euro, eine emittierte Schuldverschreibung mit einem Volumen von 118,7 Mio. Euro (abdiskontiert) und Verbindlichkeiten aus Finanzderivaten und Kurssicherungsgeschäften für die Freenet-Anteile in Höhe von 67,9 Mio. Euro gegenüber. Die beträchtlichen stillen Reserven wurden im ersten Quartal mit dem Verkauf der Hälfte der Freenet-Anteile und der im Anschluss notwendigen Umbuchungen (zuvor Bilanzierung at-equity, nun available for sale) gehoben, insgesamt wird daraus ein positiver Beitrag zum Vorsteuerergebnis von 151 Mio. Euro im laufenden Jahr resultieren.
Durch die teilweise Entschuldung sinkt das Risiko für Drillisch – und das Unternehmen kann sich auf die Weiterentwicklung der Kernaktivitäten konzentrieren. Vor allem dank mehrerer Akquisitionen verfügt der Konzern mittlerweile über ein breites Portfolio von Marken und Leistungsangeboten. Dazu zählen beispielsweise das Label simply, das zu den Discountpionieren auf dem deutschen Markt gehört, oder die Ableger maXXim und helloMobil, die sehr erfolgreich als Preisbrecher in ihren Segmenten agieren. Zum Kernelement der Strategie zählt dabei eine immer weitere Ausdifferenzierung des Angebots, so wurde smartmobil.de speziell auf die Bedürfnisse von Smartphone-Usern zugeschnitten, McSIM hingegen adressiert mit einer neuen Tarifstruktur vor allem Studenten.
Mit dieser Strategie erzielt Drillisch beachtliche Erfolge. Zwar reduzierte sich…
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