Für die deutschen Börsianer ist der Name Intershop fest mit der Erinnerung an den Neuen Markt und dem sagenhaften Höhenflug und Absturz der dort gelisteten Wachstumsunternehmen verbunden. Intershop, ein Softwareunternehmen aus Jena, das bereits in den 90er Jahren als weltweiter Pionier Standardsoftware für E-Commerce entwickelt hat, war einer der prominentesten und schillerndsten Vertreter dieser Zeit.
Als die New-Economy-Blase platzte, war es auch um den einstigen Star unter den deutschen Internetaktien ruhiger geworden. Die enorme Wachstumsphantasie war zwar aus dem Wert gewichen, dafür hat sich das Unternehmen seitdem zu einem soliden Softwareanbieter entwickelt. Mit seiner breiten Kundenbasis von rund 500 Unternehmen und Organisationen, zu denen vor allem auch große Adressen wie HP, BMW, die Otto Group und die Deutsche Telekom zählen, gehören die Thüringer unverändert zu den führenden Playern der Branche. Nach Intershop-Angaben werden mit der Software Internetshops in 75 Ländern in 50 Sprachen betrieben, in denen jeden Tag 1,3 Mio. Bestellungen abgewickelt und 200 Mio. Euro umgesetzt werden.
Mit dieser Positionierung konnte Intershop in den letzten Jahren ein beachtliches Expansionstempo vorlegen, die durchschnittliche Wachstumsrate zwischen 2007 und 2012 betrug 12 %, der Konzernumsatz erhöhte sich in dieser Zeit von 26,9 auf 51,8 Mio. Euro. Das Ergebnis, noch 2007 deutlich negativ, wurde zwischen 2008 und 2011 von 1,5 auf 3 Mio. Euro verdoppelt. Getragen wurde diese Entwicklung vor allem von dem starken Beratungs- und Dienstleistungsgeschäft rund um die eigene E-Commerce-Software, das zusammen mit den Wartungserlösen im letzten Geschäftsjahr mit 46,5 Mio. Euro knapp 90 % der gesamten Einnahmen erwirtschaftete. Auf die margenstarken Lizenzerlöse entfielen nur 5,3 Mio. Euro.
Das hohe Gewicht der Consulting-Einnahmen bedingt allerdings eine hohe Personalintensität und begrenzt damit sowohl die Skalierbarkeit als auch das Wachstumstempo. Auch erhöht es das Auslastungsrisiko in konjunkturell schwächeren Phasen. Aus diesen Überlegungen heraus will sich Intershop künftig wieder stärker als Produktanbieter positionieren. Eine Schlüsselrolle kommt dabei der neuen Softwaregeneration Intershop 7 zu, die zur Cebit 2012 offiziell vorgestellt wurde. Mit diesem Generationswechsel hat Intershop einen großen technologischen Sprung vollzogen und insbesondere die Integration unterschiedlicher Geschäftsmodelle, Kundengruppen und Zugangskanäle in eine einheitliche Plattform ermöglicht. Die Software, für deren Entwicklung Intershop in den Jahren 2010 und 2011 sehr hohen Aufwand betrieben hat und die gegenüber der Vorgängerversion rund 1.500 neue Features enthält, wurde sowohl von der Initiative Mittelstand als die innovativste E-Commerce-Lösung ausgezeichnet als auch von Forrester Research als eine technologisch führende Software für B2B-Commerce geadelt.
Aufbauend auf dem starken Produkt hat Intershop auch die Vertriebsstrategie geändert und setzt nun vollständig auf den indirekten Vertrieb über Partner. Damit soll die Marktpräsenz gerade in den Auslandsmärkten deutlich gestärkt und das Lizenzwachstum erhöht werden.
Diese Neupositionierung war in den letzten zwei Jahren mit hohen Vorleistungen, zunächst in die Softwareentwicklung und seit 2012 auch in die Vermarktung, einhergegangen. So wurde der Aufwand für Vertrieb und Marketing im letzten Geschäftsjahr um 26 % erhöht, in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres folgte ein weiterer Anstieg um 42 % auf 8,5 Mio. Euro – bei einem Neunmonatsumsatz von 38,5 Mio. Euro. Dementsprechend rutschte das Ergebnis 2012 mit -0,6 Mio. Euro ins Minus, in den ersten drei Quartalen des laufenden Jahres weitete sich das Defizit noch weiter aus, auf -3,3 Mio. Euro.
Neben den erhöhten Aufwendungen hat sich aber auch die enttäuschende Umsatzentwicklung belastend ausgewirkt, insbesondere die Lizenzeinnahmen blieben mit 2,6 Mio. Euro um ein Viertel unter dem Vorjahreswert. Infolgedessen musste Intershop auch die ursprüngliche Prognose für das Gesamtjahr zurücknehmen und rechnet nun mit einem in etwa gleichbleibenden Umsatz sowie mit einem EBIT-Verlust im „unteren einstelligen Millionen Euro Bereich“. Doch separat betrachtet brachte das dritte Quartal bereits erste Lichtblicke. So haben sich…
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