Ende Februar und Anfang März hatten wir uns zu Kursen um 9,50 Euro bei KTG Energie nach einer enttäuschenden Performance verabschiedet. Zahlen und Perspektiven stimmen bei dem Biogasanlagenbetreiber eigentlich, aber die Verbindung zum Mutterunternehmen KTG Agrar (Anteil 52,3 %) haben wir im Anlegerbrief 06/2016 als Achillesferse der Gesellschaft herausgestellt. Das scheint nun zum echten Problem für den Stromproduzenten zu werden.
Die rasante kreditgetriebene Expansion von KTG Agrar droht nun zum Bumerang zu werden. Die Veröffentlichung des Geschäftsberichts für 2015 hat einen Exodus bei Aktie und Anleihen des Unternehmens eingeleitet, da überraschend eine Aufstockung des ausstehenden Anleihevolumens von 332 auf 392 Mio. Euro dokumentiert wurde. Hinzu kommen noch Bankschulden in Höhe von 142 Mio. Euro zum Stichtag, dem steht nur ein Eigenkapital von 116 Mio. Euro gegenüber (EK-Quote: 15,6 %).
Da die erste Anleihe mit einem Volumen von 250 Mio. Euro im nächsten Jahr fällig wird, erhöhte das die Zweifel an der Zahlungsfähigkeit des Agrarkonzerns. Und diese wurden prompt bestätigt: KTG Agrar musste am 6. Juni einräumen, dass die Zinsen für die 2017er-Anleihe nicht rechtzeitig gezahlt werden können, da dafür notwendige Assetverkäufe nicht termingerecht geklappt hätten.
Das wurde von der Börse entsprechend quittiert, Aktie und Anleihen rauschten in den Keller. Ein Kurs von nur noch 20,3 % des Nominalwerts von der 2019 fälligen Anleihe dokumentiert, dass die Marktakteure nun ein sehr hohes Insolvenzrisiko sehen. Mit in den Strudel gerissen wurden auch die Aktie und die Anleihe von KTG Energie, obwohl das Unternehmen gemäß einer aktuellen Stellungnahme von der Zahlungsverzögerung „nicht unmittelbar betroffen“ sei. Allerdings ist KTG Agrar der Substratlieferant für die Biogasanlagen. An der Börse scheint hier das Risiko eingepreist zu werden, dass es Störungen in der Versorgung im Fall einer Insolvenz geben wird. Zudem weist der Geschäftsbericht von KTG Energie Verbindlichkeiten gegenüber der Mutter in Höhe von 35 Mio. Euro aus.
KTG Energie verfolgt ein sehr stabiles, cashflowstarkes Geschäftsmodell mit guter Planbarkeit – sofern die Rohstoffversorgung funktioniert. An dieser Stelle gibt es durchaus ein Risiko. Die Mutter könnte…
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