Daten sind das neue Öl, Informationen das neue Gold. Dieses inzwischen fast schon geflügelte Markt-Sprichwort umfasst geradezu punktgenau, mit welcher Materie sich die Münchner NorCom Information Technology AG beschäftigt. Es geht um das Handling und die Auswertung von Big Data.
Als Softwarespezialist hat sich NorCom der Analyse großer Datenmengen (Big Data) verschrieben. Ein Trendthema, in dem sich auch IT-Größen wie IBM und SAP engagieren. NorCom hat es geschafft, mit einer eigenen Analyse-Plattform namens DaSense eine interessante Nische zu besetzen. Diese Software-Plattform ermöglicht es den Kunden, extrem große Mengen von Daten zu analysieren. Auch wenn die Plattform nicht industriespezifisch aufgebaut ist, so hat sich eine klare Fokussierung auf den Automobilsektor ergeben. Wichtigster Kunde ist Daimler. Aber auch bei Audi und BMW konnte man erste Testinstallationen durchführen. Dass die Autohersteller Fokus-Kunden sind, liegt an zwei Trends der Branche: Autonomes und vernetztes Fahren. Bei diesen Anwendungen fallen riesige Datenmengen an, die für einen reibungslosen Ablauf strukturiert und ausgewertet werden müssen. Darüber hinaus hat NorCom mit der Software-Plattform Eagle ein zweites Standbein geschaffen. Hier geht es um Dokumentenmanagement innerhalb von Unternehmensstrukturen, was letztlich nur eine andere Art von Datenhandling ist.
Die jüngsten Unternehmenszahlen zeigen aber, dass die Fokussierung auf eine Branche risikobehaftet ist. So meldete NorCom auf Basis vorläufiger Zahlen für das erste Halbjahr eine Gesamtleistung von 7,1 Mio. Euro, ein Abschlag zum Vorjahr um rund 6,6 %. Auch bei der Profitabilität (EBITDA) mussten Abstriche gemacht werden. Hier wurden 0,7 Mio. Euro nach 0,9 Mio. Euro im Vorjahr ausgewiesen. Die Ursachen waren in den spezifischen Schwierigkeiten der deutschen Autohersteller zu finden. Daimler, Audi und BMW haben noch alle Hände voll zu tun, um die Folgen des Diesel-Skandals in den Griff zu bekommen. Deshalb hat Daimler die im zweiten Quartal erwartete Einführung von DaSense konzernweit aufgeschoben. Und auch bei Audi und BMW konnte NorCom noch keine weiteren Vertragsfortschritte machen.
NorCom befindet sich derzeit in einer Art Warteschleife. Allerdings nutzt das Unternehmen die Zeit, um sich auf kommende Herausforderungen vorzubereiten. Das gilt zum einen für die Produktseite. Hier arbeitet man an einer neuen Big-Data-Lösung. Die nötigen Investitionen belasten allerdings das Ergebnis zusätzlich. Ein zweites Thema, das auf der jüngst stattgefundenen Hauptversammlung auf der Tagesordnung stand: NorCom wird von einer AG zu einer GmbH & Co. KGaA umfirmieren. Solche Umfirmierungen werden immer sehr kritisch betrachtet, da sie in der Regel mit Einschnitten von Aktionärsrechten einhergehen. Die mitgelieferte Begründung erscheint hier aber schlüssig, denn NorCom will sich gegen mögliche feindliche Übernahmen absichern. Das wäre auch ein Vertriebsargument, da NorCom mit seinen Softwarelösungen in strategischen Schlüsseltechnologien unterwegs ist.
Hinsichtlich der weiteren Wachstumsaussichten bleibt der Knackpunkt, wie zügig NorCom bei den Autoherstellern die Auftragslage verbessern kann. Insofern muss bei den konkreten Erwartungen noch sehr konservativ geschätzt werden. Wir sehen auf der Umsatzseite eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass es trotz der schwachen Vorgaben aus dem ersten Halbjahr doch zu einem kleinen Zuwachs auf 14,5 Mio. Euro reicht. Für den Gewinn rechnen wir…
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