Die Spatzen haben es seit Wochen von den Dächern gepfiffen: Sprint wird der Deutschen Telekom ein Kaufangebot für T-Mobile US unterbreiten – und der hiesige Marktführer wird dieses auch dankend annehmen. Eine Veräußerung zum jetzigen Zeitpunkt würde gut in die Strategie des neuen Konzernchefs Tim Höttges passen und der Aktie weiteres Potenzial verleihen.
Der japanische Softbank-Konzern drängt mit Macht in den US-Mobilfunkmarkt. Der erste Schritt war im letzten Jahr die Übernahme von Sprint Nextel, der Nummer drei der Branche. Doch das sollte nur den ersten Schritt darstellen, schon kurz darauf kamen Gerüchte auf, dass bei der Deutschen Telekom im Hinblick auf eine Übernahme von T-Mobile US vorgefühlt wird. Nur so hat Sprint eine Chance, zu den beiden Marktführern Verizon und AT&T auch nur annähernd aufzuschließen. Die Bonner zeigten sich offenbar aufgeschlossen, denn das Mobilfunkgeschäft in den USA ist nur ein Engagement auf Abruf. Zu wenig Synergien bestehen mit den restlichen Aktivitäten, und zu umkämpft ist der Markt, als dass eine Fortsetzung der Aktivitäten langfristig sinnvoll wäre.
Aktuell aber investiert die Deutsche Telekom kräftig in den USA und nimmt so eine Ertragsdelle in Kauf. Damit wird das Kundenwachstum erfolgreich angekurbelt, was insbesondere Sprint unter Druck setzt. So haben sich die Bonner eine gute Verhandlungsposition für einen Verkauf geschaffen. Die Amerikaner sollen aktuellen Verlautbarungen zufolge bereit sein, 50 Mrd. US-Dollar für T-Mobile US zu zahlen (Unternehmenswert inkl. Schulden).
Schon einmal hatte die Deutsche Telekom indes einen Käufer für den Ableger, die Veräußerung an AT&T scheiterte letztlich an den Wettbewerbsbehörden. Dieses Mal sollten die Chancen etwas besser stehen. Zum einen würde Sprint so die Möglichkeit erhalten, zu den beiden großen Playern aufzuschließen. Obwohl einer von vier landesweit aktiven Anbietern damit verschwindet, könnte der Wettbewerb unter den verbleibenden stimuliert werden. Zum anderen dürfte der Deal im Hinblick auf die Forderungen der Behörden nach der AT&T-Pleite sorgfältiger vorbereitet worden sein. Die Republikaner, die zwei von fünf Mitgliedern in der entscheidenden Kommission stellen, scheinen einer Zustimmung nicht abgeneigt. Deutlich schwieriger schien es bisher, die drei Demokraten zu überzeugen. Zuletzt gab es aber von einem demokratischen Kommissionsmitglied überraschenderweise ein tendenziell positives Statement zu einer weiteren Konsolidierung in der Branche. Das könnte ein Testballon gewesen sein, wie eine Zustimmung ankommen würde. Möglicherweise wird die Transaktion unter der Auflage genehmigt, dass Sprint einen anderen Anbieter so aufrüstet, dass dieser seine Dienste landesweit anbieten kann.
Nach dem, was bislang nach außen gedrungen ist, wird die Deutsche Telekom im Rahmen eines Verkaufs einen Minderheitsanteil an Sprint/T-Mobile in Höhe von 15 bis 20 % behalten. Dennoch würde in großem Maßstab Kapital freigesetzt für das angestrebte höhere Expansionstempo in Europa. Die Bonner wollen auf dem hiesigen Kontinent eine möglichst flächendeckende Präsenz mit einem umfassenden Produktangebot (Daten, Mobil, Festnetz, Entertainment) erreichen, um so Synergien zu heben und die Marge zu steigern. Ein wichtiger Baustein dafür sind Akquisitionen, aktuell vor allem in Osteuropa. Sollte indes der Verkauf von T-Mobile US gelingen, könnte der Konzern auch versuchen, einen großen Wettbewerber aus dem Westen zu übernehmen.
Noch ist das allerdings Zukunftsmusik, in einem ersten Schritt müsste zunächst der Verkauf von T-Mobile US in trockene Tücher gebracht werden. Selbst wenn in Kürze das offizielle Angebot erfolgt, dürfte der Abschluss noch etliche Monate dauern, in denen die Wettbewerbshüter den Fall prüfen. Wenn der Deal an dieser Front so gut vorbereitet ist, wie wir wegen der AT&T-Pleite vermuten, dürfte es letztlich eine Freigabe geben. Die damit einhergehende Fokussierung auf Europa würde die Aktie der Deutschen Telekom sicherlich weiter beflügeln. Innerhalb der nächsten zwölf Monate halten wir einen Anstieg auf…
Bitte beachten Sie unseren Disclaimer zu möglichen Interessenskonflikten