Das Abenteuer, eine große Stahlproduktion in Nord- und Südamerika aufzubauen, hat ThyssenKrupp teuer bezahlt. Nun hat sich der Konzern eines Besseren besonnen und expandiert im margenstarken Technologiegeschäft. Mit Erfolg, die Zahlen zum ersten Halbjahr 2013/14 deuten das Potenzial dieser Strategie an. Die Aktie ist allerdings nicht mehr günstig, mit einer gewissen Absicherung aufgrund des positiven Momentums aber trotzdem geeignet für ein neues Investment.
Hervorstechend ist derzeit die starke Performance der Sparte Components Technology, hier stellt Thyssenkrupp u.a. Fahrwerkstechnik, Großwälzlager und Motorkomponenten her und nimmt in mehreren Bereichen eine weltweit führende Stellung ein. Das dokumentiert sich auch in der starken Entwicklung der Segmenterlöse, die im ersten Halbjahr 2013/2014 um rund 10 % auf 3,0 Mrd. Euro gesteigert werden konnten. Bereinigt um Sondereffekte betrug der Zuwachs sogar 13 %. Auf dieser Basis macht auch die Marge Fortschritte, das bereinigte EBIT erhöhte sich um 35 Mio. Euro auf 138 Mio. Euro, so dass die Spartenrendite nun bei 4,6 % liegt.
Das scheint noch ausbaufähig, stellt aber dennoch eine Blaupause für die weitere Entwicklung von ThyssenKrupp dar: Mit hochwertigen Technologieprodukten will das Management den Konzern zurück zu einer angemessenen Profitabilität führen. Wohin die Reise gehen soll, zeigen die Bereiche Elevator Technology (Aufzüge, Rolltreppen, etc.) und Industrial Solutions (Groß- und Anlagenbau). Hier konnte der Umsatz im ersten Halbjahr auf vergleichbarer Basis um 8 bzw. 9 % gesteigert werden, die EBIT-Marge erreichte stattliche 11,2 % resp. 12,8 %.
In den vergangenen Jahren waren sämtliche Fortschritte auf Gruppenebene durch die Probleme im alten Kerngeschäft Stahlproduktion zunichte gemacht worden. Mittlerweile hat das Management diese aber in den Griff bekommen, insbesondere Steel America scheint nach einem Verkauf der Anlage in den USA an die Konkurrenz das Schlimmste hinter sich zu haben. In den ersten sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahres konnten Auftragseingang und Umsatz um 11 bzw. 8 % gesteigert werden, der bereinigte operative Verlust reduzierte sich von -166 auf -43 Mio. Euro. Im europäischen Stahlgeschäft musste ThyssenKrupp zwar einen Umsatzrückgang um 6 % hinnehmen, Kostensparmaßnahmen und Effizienzsteigerungen erlaubten aber trotzdem eine Ausweitung des bereinigten EBIT von 39 auf 81 Mio. Euro.
In Summe erzielte ThyssenKrupp aus fortgeführten Aktivitäten im ersten Halbjahr einen Umsatz von 19,4 Mrd. Euro, was einem Zuwachs von 4 % entspricht. Das bereinigte EBIT wurde dabei deutlich überproportional verbessert, von 297 auf 555 Mio. Euro. Mit 2,9 % ist die Marge immer noch mickrig, aber immerhin konnte gegenüber dem Vorjahr eine Verbesserung um 1,3 Prozentpunkte erzielt werden. Das reichte aus für den Turnaround, unter dem Strich wurde ein kleiner Gewinn von 15 Mio. Euro erzielt.
Nach diesen Resultaten hat das Management die Prognose für das Gesamtjahr angehoben. Wurde bislang ein Umsatzwachstum im mittleren einstelligen Bereich erwartet, erfolgte nun eine Erweiterung der Spanne auf eine „mittlere bis hohe einstellige“ Wachstumsrate. Das bereinigte EBIT könnte sich dabei von 586 Mio. Euro im Vorjahr in etwa verdoppeln, bislang war nur von rund 1 Mrd. Euro die Rede. Unter dem Strich soll unverändert ein in etwa ausgeglichenes Ergebnis stehen. Das ist positiv zu werten, gleichzeitig verdeutlicht der Auftragseingang aber, dass die Bäume nicht in den Himmel wachsen. Während das Volumen der Bestellungen aus fortgeführten Aktivitäten noch in den ersten drei Monaten 2013/14 um 6 % zugelegt hatte, schrumpfte die Steigerungsrate im zweiten Quartal auf 1 %.
Dennoch befindet sich ThyssenKrupp auf einem guten Weg. Der Großteil der Aufräumarbeiten, bilanziell und operativ, ist erledigt, und im zukunftsträchtigen Technologiegeschäft ist der Konzern bereits so stark positioniert, dass eine weitere Expansion auf einem guten Fundament steht. An der Börse wurden die künftigen Erfolge der Strategie bereits zu einem großen Teil eingepreist, die Aktie…
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