Die Restrukturierung von ThyssenKrupp macht weitere Fortschritte. Der Verkauf des defizitären Werks in den USA konnte erfolgreich abgeschlossen werden, der Konzern hat dafür 1,55 Mrd. US-Dollar erhalten. Auch operativ tragen die Bemühungen Früchte, im ersten Quartal 2013/14 wurde der bereinigte Gewinn deutlich gesteigert. Eine Ende letzten Jahres durchgeführte Kapitalerhöhung mit einem Volumen von fast 900 Mio. Euro sorgte zudem für eine Aufstockung des stark geschrumpften Eigenkapitals. Als Resultat hat sich auch die Aktie spürbar erholt, nun scheint aber eine Verschnaufpause angebracht.
Die lange Leidensgeschichte in den USA hat ein Ende genommen, der Verkauf des neu errichteten Werks, mit dem ThyssenKrupp Milliarden versenkt hat, ist abgeschlossen. Immerhin 1,55 Mrd. US-Dollar hat das Unternehmen noch von den Käufern ArcelorMittal sowie Nippon Steel & Sumitomo Metal Corporation erhalten – und gleichzeitig eine Lösung für das Werk in Brasilien gefunden, das als Zulieferbetrieb der US-Produktionsstätte konzipiert wurde. Eigentlich sollte dies auch verkauft werden, die langwierigen Verhandlungen scheiterten aber an den niedrigen Preisangeboten. Nun hat ThyssenKrupp einen Partner ins Boot geholt und gleichzeitig einen langfristigen Liefervertrag mit den Käufern des US-Werks abgeschlossen, der dem brasilianischen Werk zumindest eine Basisauslastung sichert. Keine Traumlösung, aber angesichts der Optionen zumindest akzeptabel.
Zuletzt war der Geschäftsbereich Steel America trotzdem immer noch ein Belastungsfaktor, im ersten Quartal konnte das bereinigte EBIT aber auch dank eines zehnprozentigen Umsatzanstiegs von -122 Mio. Euro auf -17 Mio. Euro verbessert werden. Alle anderen Bereiche erwirtschafteten ein positives operatives Ergebnis und zum Teil deutliche Zuwächse gegenüber dem Vorjahr. Insgesamt drehte das bereinigte EBIT im Werkstoff-Geschäft (inkl. Steel America) von -52 auf 36 Mio. Euro, im Industriegütergeschäft erhöhte sich das Resultat um 17,3 % auf 412 Mio. Euro. Das unterstreicht auch die Strategie des Managements, die Abhängigkeit vom Stahlsektor zu reduzieren und stattdessen das Technologieportfolio auszubauen.
In Summe erhöhte sich das bereinigte EBIT aus fortgeführten Aktivitäten um 131 % auf 247 Mio. Euro, wobei der hohe Zuwachs auch der niedrigen Basis geschuldet ist. Der Umsatz erhöhte sich demgegenüber (auf vergleichbarer Basis) nur gering um 4 % auf 9,1 Mrd. Euro. Unter dem Strich haben sich die Fortschritte aber noch nicht adäquat bemerkbar gemacht. Der Nettoverluste erhöhte sich sogar von 16 auf 69 Mio. Euro. Wieder einmal war dafür ein negativer Sondereffekt verantwortlich, der aus dem Verkauf der Tochter Inoxum an den finnischen Konzern Outokumpu resultiert. Die Finnen sind im Anschluss in finanzielle Schwierigkeiten geraten, was bei ThyssenKrupp zu Abschreibungen auf die Forderungen sowie auf die im Gegenzug erhaltenen Anteile geführt hat, insgesamt in dreistelliger Millionenhöhe. Damit sind nun aber alle Risiken bereinigt.
Auch bei einem weiteren Risiko hat ThyssenKrupp einen kleinen Fortschritt erreicht. Die durch die Verluste in Übersee stark gesunkene Eigenkapitalposition konnte mit einer Kapitalerhöhung im Dezember gestärkt werden, dies hat das Management im Quartalsverlauf zur Reduzierung der Netto-Finanzschulden von 5,0 auf 4,5 Mrd. Euro genutzt. Die Eigenkapitalquote liegt allerdings immer noch bei niedrigen 9,2 % (nach 7,1 % am 30. September).
Obwohl das immer noch ein dünnes Fundament für die Expansion des Konzerns im Technologiegeschäft darstellt, blickt das Management nun wieder optimistisch in die Zukunft. Grund dafür dürfte auch der anziehende Auftragseingang (fortgeführte Aktivitäten) sein, der sich zuletzt um 6 % auf 10,7 Mrd. Euro erhöht hat, woraus sich eine Book-to-Bill-Ratio von 1,17 berechnet. Auf dieser Basis soll der Umsatz im laufenden Geschäftsjahr um einen mittleren einstelligen Prozentsatz zulegen, das bereinigte EBIT (ohne Berücksichtigung der Portfolioumstrukturierungen) soll von 0,6 auf ca. 1 Mrd. Euro zulegen.
ThyssenKrupp befindet sich auf dem richtigen Weg, hat allerdings angesichts immer noch angespannter Bilanzrelationen auch keinen Puffer für neue Rückschläge. An der Börse…
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