In einem schwierigen Marktumfeld ist das IPO von Zalando mit einer stattlichen Bewertung geglückt, das ist zunächst mal als Erfolg zu werten. Zeichnungsgewinne sind aber schnell verpufft. Privatanleger blieben bei der Zuteilung aber ohnehin weitgehend außen vor, haben nun aber die Chance, unter dem Emissionskurs einzusteigen. Die Frage ist allerdings, ob sich das lohnt.
In den letzten Jahren ist Zalando ein kometenhafter Aufstieg in die erste Liga der eCommerce-Unternehmen gelungen. Dank einer aggressiven, aber auch erfolgreichen Marketingkampagne konnte der Umsatz von 509,9 Mio. Euro in 2011 auf 1,76 Mrd. Euro in der letzten Finanzperiode gesteigert werden. Vor allem hierzulande hat sich das Webangebot zur ersten Adresse für den Mode- und Schuhverkauf im Internet gemausert. Allerdings kämpft Zalando mit sehr hohen Retourraten, was viel Geld kostet. Im letzten Jahr war das EBIT mit
-113,9 Mio. Euro deutlich negativ.
Obwohl zuletzt – passend zum IPO – ein kleiner operativer Überschuss erwirtschaftet wurde, ist eine Kernfrage, ob hier eine nachhaltige Besserung in Sicht ist. Wir sind diesbezüglich eher skeptisch und rechnen nicht mit deutlich sinkenden Retouren. Zudem muss Zalando auch weiterhin stark in das Marketing investieren. Angesichts einer Marktwachstumsrate von rund 20 % p.a. im Onlinemodegeschäft würde eine Erlössteigerungsrate unter 30 % die Anleger zweifelsohne enttäuschen.
Denn das Unternehmen wurde ja nicht mit einem Abschlag an der Börse eingeführt. Das geschätzte IPO-KUV für 2014 liegt bei 2,3, das ist im Branchenvergleich kein Schnäppchen (Marktführer Amazon liegt bei ca. 1,6). Trotz fundamentaler Bedenken spricht allenfalls ein taktisches Argument für die Aktie: Die involvierten Investmentbanken können sich einen totalen Flop beim „Eisbrecher-IPO“ eigentlich nicht leisten und dürften in den nächsten Tagen versuchen, den Wert wieder in Richtung des Emissionskurses zu hieven. Damit könnte die Aktie kurzfristig...
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