Die Nachrichtenlage aus Südafrika, der größten Volkswirtschaft Afrikas, wird immer dramatischer. Nachdem das Wachstum bereits im ersten Quartal so schwach war wie seit der Finanzkrise nicht mehr, sind auch die aktuellen Konjunkturdaten ernüchternd. Darüber hinaus erschüttert eine fortgesetzte Streikwelle das Land, von der besonders die Bergbauindustrie betroffen ist. Sorgen vor möglichen gewalttätigen Auseinadersetzungen drohen zudem, die ausländischen Investoren zu vergraulen.
Dabei ist das Land dringend auf den Kapitalzufluss angewiesen, um damit das wachsende Doppeldefizit im Staatshaushalt und in der Leistungsbilanz zu finanzieren. So betrug die Unterdeckung der staatlichen Ausgaben im letzten Haushaltsjahr 5,1 Prozent, die Leistungsbilanz war mit 5,8 Prozent des BIP im Minus. Aktuell wird der Finanzierungsbedarf auf 1,6 Mrd. US-Dollar im Monat geschätzt, doch statt der benötigten Zuflüsse haben die Anleger seit Ende Mai massiv südafrikanische Anleihen abgestoßen. Gleichzeitig erschweren die inzwischen seit einem Jahr anhaltenden Streiks und Arbeitskämpfe die Lage, neben der Bergbauindustrie, in der die Gewerkschaften für eine 60-proentige Lohnerhöhung kämpfen, werden nun auch Automobilhersteller wie GM, Toyota oder BMW bestreikt.
Die Lohnforderungen dienen teilweise als Ausgleich für die Inflation, die zuletzt wieder zugenommen und im Juli auf 6,2 Prozent geklettert ist. Währenddessen ist die Produktion des Bergbaus um mehr als sechs Prozent geschrumpft, das Wachstum der Industrie hat sich auf nur noch 0,4 Prozent verlangsamt.
Ob der Aktienmarkt, der im bisherigen Jahresverlauf sich von der wirtschaftlichen Entwicklung noch weitgehend unbeeindruckt gezeigt und, gemessen am FTSE/JSE Top40-Index, mehr als 12 Prozent zugelegt hat, sich noch weiter so resistent zeigen kann, ist zumindest fraglich. Vorsicht ist angesagt.
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