Nachdem bereits die brasilianische Zentralbank zuletzt ihren expansiven Kurs fortgesetzt und den Leitzinses um 0,75 Prozentpunkte, zum sechsten Mal seit August, abgesenkt hatte, will nun auch die Regierung der darbenden Industrie zu Hilfe eilen.
Denn diese leidet unter anderem an der starken Aufwertung des Real, der, bedingt durch den anhaltenden Rohstoffboom und die hohen Zinsen, seit Ende 2008 gegenüber dem US-Dollar um 27 Prozent zugelegt hat. Aus diesem Grund sollen nun denjenigen 15 Industriebranchen, die besonders unter der Aufwertung und der Importkonkurrenz zu leiden haben, die Lohnsteuer erlassen sowie den Zugang zu zinsverbilligten Krediten erleichtert werden. In Verbindung mit der erhöhten Steuer auf Kapitalzuflüsse sowie den Interventionen der Zentralbank auf dem Devisenmarkt könnte Brasilien damit den Trendwechsel erzwingen. Ob das nachhaltig sein wird, ist allerdings angesichts der vielfach leistungs-, investitions- und wettbewerbsfeindlichen Strukturen mehr als fraglich. Vielmehr könne damit der nächste Zyklus aus hohem Wachstum und einer rasch zunehmender Inflation eingeleitet werden. Ein Muster, das noch ein paar Jahre gut gehen kann, ohne durchgreifende Reformen aber irgendwann in einer größeren Krise münden dürfte.
(Mai 2012)
Bitte beachten Sie unseren Disclaimer zu möglichen Interessenskonflikten