Nachdem die enttäuschenden Wirtschaftsdaten für den April zuletzt die Hoffnungen auf einen großen staatlichen Konjunkturstimulus anschwellen ließen, hat die chinesische Führung zuletzt wieder zurückgerudert.
Demnach ist es nicht beabsichtigt, der Konjunktur im ähnlichen Ausmaß zu Hilfe zu eilen, wie es während der Finanzkrise der Fall war. Damals hatte China ein Konjunkturprogramm über 4 Bio. Yuan (umgerechnet 590 Mrd. US-Dollar) aufgelegt und damit maßgeblich dazu beigetragen, dass die Weltwirtschaft nicht in eine langanhaltende Krise geschlittert war. Wer nun auf einen vergleichbaren Stimulus gehofft hat, dürfte enttäuscht sein. Denn die chinesische Führung hat mindestens genauso viel Angst vor einer harten konjunkturellen Landung wie vor einer weiter anschwellenden Immobilien- und Kreditblase. Aus diesem Grund soll der Schwerpunkt diesmal darauf gelegt werden, private Investitionen in Eisenbahnen, Infrastruktur, Telekommunikation, Gesundheitswesen und Bildungssystem anzuregen. Dazu sollen insbesondere die Genehmigungsverfahren vereinfacht und beschleunigt werden. Ein erstes Beispiel ist die jüngst erteilt Genehmigung für den Bau zweier riesiger Stahlwerke, die zusammen die halbe Kapazität der deutschen Stahlbranche erreichen dürften.
Zusätzlich steuert auch die Zentralbank in die expansive Richtung. So wurden die Mindestreservesätze in den letzten Monaten wiederholt reduziert und damit ein Einlagevolumen von 420 Mrd. Yuan (70 Mrd. US-Dollar) für die Kreditvergabe „befreit“.
Auch wenn die Enttäuschung über das Ausbleiben eines großen Konjunkturprogramms unter Anlegern zunächst überwiegen dürfte, mittelfristig könnte sich die nun verfolgte Strategie als erfolgsversprechender erweisen – zumal damit erstmalig dem Privatsektor die Schlüsselrolle zugeschrieben wird.
(Mai 2012)
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