Die chinesischen Spitzenfunktionäre brauchen derzeit gute Nerven. In die Vorbereitungen zum Führungswechsel in Herbst platzen Nachrichten über die zunehmende Schwäche der Wirtschaft. Wie lange werden sie da noch tatenlos zusehen?
Bis März nächsten Jahres treten sowohl Präsident Hu Jintao als auch Premier Wen Jiabao ab – für Chinas Führungszirkel eine brisante Phase, in der im stillen Kämmerlein Machtkämpfe ausgetragen werden. Das ist nicht gerade die Zeit für große Konjunkturprogramme, doch gerade jetzt könnten diese nötig werden. Denn die Anzeichen für eine Beschleunigung des Abschwungs verdichten sich. Das Expansionstempo der Industrie ist im Juni und Juli erstmals seit 2009 wieder unter die Marke von 10 Prozent gesackt. Die Einzelhandelsumsätze legen zwar noch zweistellig zu – zuletzt um 13,1 Prozent – aber auch hier nimmt die Steigerungsrate seit etwa anderthalb Jahren kontinuierlich ab. Die jüngsten Umfragen unter Einkaufsmanagern deuten auf eine Fortsetzung des Abschwungs hin. Infolgedessen wird bereits die zuvor sehr restriktive Geldpolitik sukzessive gelockert. Ob eine kräftige Wachstumsdelle allerdings ohne Stimulus von der Fiskalpolitik verhindert werden kann, scheint angesichts der aktuellen Abwärtsdynamik fraglich.
(September 2012)
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