Das von Exporten abhängige Südkorea leidet viel stärker unter der Rezession in Europa als viele seiner südostasiatischen Nachbarn. Nach erneuter Senkung der Wachstumserwartungen wird die Zentralbank endlich aktiv, zusätzlich sollen Regulierungslockerungen den Immobilienmarkt beleben.
Dieser leidet noch unter dem vorangegangenen Boom, in dessen Verlauf die Immobilienpreise in Korea in den 10 Jahren bis 2008 um 66 Prozent gestiegen und der Verschuldungsgrad der Privathauhalte auf Rekordhöhen geklettert war. Um diesem Treiben Einhalt zu gebieten, hatte die Zentralbank die Zinsen angehoben und strenge Vorschriften für Hypothekenkredite erlassen. Seitdem ist der Immobilienmarkt deutlich abgekühlt, in den ersten vier Monaten des laufenden Jahres lag das Volumen der Immobilientransaktion im Großraum Seoul beispielsweise um fast 40 Prozent unter dem Vorjahr, die Immobilienpreise haben sich landesweit dieses Jahr um 0,7 Prozent ermäßigt.
Doch inzwischen wünscht sich die Regierung etwas mehr Aktivitäten auf dem Immobilienmarkt, um den schwächelnden Export zu kompensieren. Dieser dürfte 2012 nach neusten Prognosen nur noch um 3,5 Prozent zulegen, bisher wurden 6,7 Prozent erwartet. Auch die Erwartungen für das BIP-Wachstum musste jüngst von 3,5 auf 3,0 Prozent reduziert werden. In Reaktion darauf hat die Zentralbank Mitte Juli zum ersten Mal seit mehr als drei Jahren den Leitzins gesenkt und die Vorschriften für die Aufnahme von Hypothekenkrediten gelockert, das Finanzministerium will außerdem durch fiskalische Maßnahmen den Konsum anschieben.
Auch wenn die Maßnahmen noch mehrere Monate brauchen sollten, bis sie ihre Wirkung entfalten, scheint gerade für Korea die Richtung zu stimmen. Denn das Land ist traditionell zu stark von Exporten abhängig und daher den Nachfrageschwankungen des Auslands ausgeliefert. Eine stärkere Betonung der Binnennachfrage könnte diese Schlagseite des koreanischen Wachstumsmodells etwas korrigieren.
(Juli 2012)
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