Das kleine baltische Land gehört unter vielen Aspekten zu den Musterschülern in Europa. Dies gilt auch für die Wachstumsstärke, mit der Estland Schätzungen der EU zufolge auch dieses Jahr die meisten anderen europäischen Länder in den Schatten stellen könnte.
Doch die jüngsten Wirtschaftsdaten zeigen, dass auch Estland nicht losgelöst vom Resteuropa wachsen kann. Sowohl die Industrieproduktion als auch die Einzelhandelsumsätze haben im März Schwächesignale oder zumindest abnehmende Dynamik gezeigt, die vor zu viel Optimismus warnen. So ist die Industrieproduktion, die noch im Januar und Februar gegenüber dem Vorjahr zulegen konnte, im März kalenderbereinigt um 6 Prozent zurückgegangen, während sich die Zunahme der Einzelhandelsumsätze nach 16 Prozent im Januar und 13 Prozent im Februar zum Ende des ersten Quartals auf 7 Prozent ermäßigt hat. Beide Entwicklungen sind noch undramatisch, zumal die Entwicklung der Industrieproduktion durch einen positiven Ausreißer im Vorjahr etwas verzerrt wird, doch die Fortschreibung der Daten sollte im Blick behalten werden, um rechtzeitig zu erkennen, ob es sich nur um eine Delle in einer grundsätzlichen Aufwärtsentwicklung (wovon wir ausgehen), oder um eine Trendwende handelt?
(Mai 2012)