Die Perspektiven für die ungarische Wirtschaft werden immer düsterer. Nachdem die OECD erst vor kurzem das diesjährige BIP-Wachstum auf bestenfalls -0,6 Prozent geschätzt hat, erwartet das Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW) sogar eine Schrumpfung von einem Prozent.
Und es könnte noch mehr werden. Denn angesichts der Staatschuldenquote von 80 Prozent muss Ungarn kräftig sparen und die Steuern erhöhen, um den Haushalt schon kurzfristig auszugleichen und damit die Gefahr einer Zahlungsunfähigkeit abzuwenden. Das fordern auch die internationalen Geldgeber wie der IWF und die EU, die Gerüchte zufolge bereits mit der ungarischen Regierung über das nächste Hilfspaket verhandeln. Gleichzeitig liegt auch die Privatnachfrage in Ungarn am Boden, weil sich viele Haushalte im Boom in ausländischen Währungen hoch verschuldet haben und angesichts der massiven Abwertung des Forint ihre Kredite nicht mehr bedienen können. Darunter leidet vor allem der Immobilienmarkt, auf dem die Nachfrage fast vollständig zum Erliegen gekommen ist. So schrumpfte die Neubauaktivität im Hausbau bis September 2011 um fast 40 Prozent zum Vorjahr, auf den tiefsten Wert je gemessenen Wert. Gleichzeitig sind die Immobilienpreise inflationsbereinigt um 30 Prozent gefallen. Von daher ist es wenig überraschend, dass die jüngsten Daten zum Konsumentenvertrauen und zum Geschäftsklima zuletzt neue Mehrjahrestiefs markierten.
(April 2012)
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