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Compleo Charging Solutions: "Ein riesiger Prestigegewinn" - Vorstandsinterview

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Die Redaktion von 4investors hat mit dem CO-CEO von Compleo Charging Solutions, Georg Griesemann, unter anderem über den Zusammenschluss mit der wallbe GmbH, die Umsatzprognosen von Compleo und wallbe sowie die künftige Wachstumsstrategie gesprochen.

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www.4investors.de: Beim Börsengang im Oktober haben sie brutto rund 44 Millionen Euro in die Kasse geholt. Was haben sie mit diesem Geld gemacht?

Griesemann: Um mit dem dynamischen Wachstum und den Anforderungen im Markt für Elektromobilität mithalten zu können, muss auch Compleo wachsen, das Angebot und seine Produktpalette vergrößern sowie den europäischen Vertrieb weiter ausbauen. Das mit dem Börsengang eingesammelte Kapital investieren wir in unsere F&E-Aktivitäten und verschaffen Produktion und Verwaltung mehr Raum: Im Dortmunder Westen haben wir einen Interimsstandort mit 5.100 Quadratmetern angemietet, der Platz für die Produktion sämtlicher DC-Ladesäulen sowie für die Teams aus Forschung und Entwicklung bietet.

Wachstum und Expansion zeigen sich auch beim Recruiting neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Über 100 Mitarbeiter sollen dieses Jahr noch eingestellt werden. Außerdem verstärken wir zurzeit unsere europäischen Vertriebsaktivitäten. Mit dem Kauf von wallbe ergänzen wir unsere Produkte und Services – hierfür wird zurzeit ein Teil des IPO-Erlöses eingesetzt. Ziel ist es, einer der führenden europäischen Hersteller von Ladesäulen und -lösungen zu werden.

www.4investors.de: Ausgegeben wurden die Aktien damals zu 49 Euro. Aktuell liegt der Kurs knapp unter 90 Euro. Analysten haben ihre Kursziele jüngst angehoben. Die Commerzbank sieht sie bei 115,00 Euro (alt: 83,00 Euro). Kempen kommt auf 140,00 Euro (alt: 120,00 Euro). Ambitioniert oder fühlen sie sich damit wohl?

Griesemann: Wir freuen uns sehr über die Anhebung der Kursziele, die natürlich auch das Vertrauen der Analysten in unser Geschäftsmodell sowie das rasante Wachstum der Elektromobilität widerspiegelt. Letzteres hat in Deutschland und Europa ebenfalls Auswirkung auf den Markt für Ladeinfrastruktur. Unsere sehr positive Unternehmensentwicklung im abgelaufenen Geschäftsjahr 2020 wird mit der Kursanhebung ebenfalls honoriert. Im Vergleich zu anderen Elektromobilitäts-Peers wie zum Beispiel ChargePoint in den USA sind wir aber noch relativ moderat und bescheiden bewertet.

www.4investors.de: Sie werden mit der wallbe GmbH einen Merger eingehen. Warum?

Griesemann: Mit dem Zusammenschluss von Compleo und wallbe stärken beide Unternehmen ihre führende Position auf dem deutschen Markt für Ladelösungen. Wir passen auch kulturell gut zueinander und sitzen nur eine Stunde Fahrzeit voneinander entfernt. Für uns beide als Pure-Play-Unternehmen ist die Fusion ein logischer nächster Schritt in den Wachstumsstrategien. Zu den Kunden von wallbe gehören u.a. Großunternehmen, Stadtwerke, Öffentliche Behörden, Infrastrukturunternehmen und Finanzinstitutionen. Compleo sieht hier ebenfalls große Marktchancen.

 www.4investors.de: Welche Synergien ergeben sich daraus?

Griesemann: Das Portfolio von wallbe beinhaltet technologisch führende Abrechnungs- und Management Systeme für Ladeinfrastruktur. Im Bereich F&E entstehen Synergien vor allem in den Segmenten Backend, Payment, Eichrecht. Compleo erfüllt dann mit seinem Angebot an AC- und DC-Ladestationen mit embedded Software und mit einem auf die Bedürfnisse von Installationsunternehmen zugeschnittenen Backend-System alle Voraussetzungen, um auch in Zukunft im hochdynamischen Elektromobilitätsmarkt erfolgreich zu sein. Gemeinsam können wir in Zukunft die Chancen des rasant wachsenden Marktes noch besser nutzen und verschaffen uns Zugang zu großen Kunden sowie neuen internationalen Märkten. Wir ergänzen uns mit wallbe komplementär, stärken dadurch unser voll integriertes Hardware-, Software- und Servicegeschäft weiter und steigern unseren Marktanteil merklich. Gemeinsam haben beide Unternehmen bereits über 45.000 Ladepunkte im europäischen Markt ausgeliefert.

www.4investors.de: Wie sieht die Prognose für 2021 nach der wallbe-Integration aus?

Griesemann: 2020 erwirtschaftete wallbe einen Umsatz von rund 11 Millionen Euro. Für das Jahr 2021 wird ein Umsatzniveau bei wallbe zwischen 25 Millionen Euro und 30 Millionen Euro erwartet. Für das Geschäftsjahr 2021 erwarten wir für Compleo stand-alone einen Umsatz zwischen 50 Millionen Euro und 60 Millionen Euro. Für den konsolidierten Compleo-Konzern erwarten wir in 2021 ein Break-even für das bereinigte EBITDA.

www.4investors.de: Mit enercity und Weidmüller erhalten sie aufgrund der wallbe-Akquisition zwei neue Aktionäre. Kann es von diesen Impulse für Compleo geben?

Griesemann: Die enercity AG sowie die Weidmüller GmbH & Co. KG beteiligen sich im Zuge des Verkaufs von wallbe an Compleo. Das Aktienpaket aller Neuaktionäre liegt unter vier Prozent im Verhältnis zum Gesamtkapital von Compleo. Beide Unternehmen haben in der Vergangenheit mit wallbe Ladelösungen für den E-Mobility-Markt entwickelt. Insbesondere enercity setzt bundesweit eine Energie-, Mobilitäts- und Nachhaltigkeitsstrategie um. Wir sehen darin auch für Compleo große Erfolgschancen für die Bearbeitung des rasant wachsenden Marktes und den Zugang zu Großkunden aus verschiedenen Segmenten.

www.4investors.de: Dank wallbe ist Compleo künftig auch verstärkt in Schweden aktiv. Wie wichtig ist dieser Markt?

Griesemann: Wir haben in Europa inzwischen eine breite Auswahl von Elektroautos im Markt, auch in Schweden. Schweden hat die Einführung von Elektroautos zunächst mit einer fünfjährigen Befreiung von der Kraftfahrzeugsteuer subventioniert. Seit dem 1. Januar 2020 gilt hier ein Bonus-Malus-System: Bis zu 5.700 Euro Bonuszahlungen sind für Käufer möglich, wenn die CO2-Emissionen ihrer Neuwagen mindestens weniger als 60 Gramm pro Kilometer betragen. Für Fahrzeuge mit mehr als 95 Gramm pro Kilometer müssen als Malus höhere Steuern entrichtet werden. Der politische Rückenwind wird aus unserer Sicht auch den Aufbau von Ladeinfrastruktur in Schweden beflügeln.

www.4investors.de: Und wie sehen die weiteren Pläne hinsichtlich der internationalen Expansion aus?

Griesemann: Die Ergebnisse des aktuellen E-Mobility Sales Reviewvon PwC Autofacts® und Strategy& zeigen, dass der Markt in Europa wächst. Europa bestätigt laut dieser Studie seine Vorreiterrolle im E-Auto-Markt: Der Marktanteil der elektrischen Fahrzeuge kletterte 2020 in den europäischen Kernmärkten Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und Großbritannien zusammen auf knapp 24 Prozent. Somit steigt auch der Bedarf an Ladeinfrastruktur.

Compleo wächst mit der steigenden Anfrage nach Ladeinfrastruktur: Erster Schritt der im IPO angekündigten Expansion war die strategische Ausweitung auf den europäischen Märkten. Nach dem Markteintritt in die Schweiz Ende 2020 folgte planmäßig Anfang 2021 Österreich. Wir sind nun mit unseren Ladelösungen im gesamten DACH-Raum präsent. In Polen konnten wir dieses Jahr ebenfalls durchstarten. In Belgien und Luxemburg gibt es bereits kleinere Projekte. Mit wallbe steigen wir auch auf dem schwedischen Markt ein.

www.4investors.de: Sie sprachen davon, dass Compleo ein aktiver Marktkonsolidierer sei. Wird wallbe daher die einzige Akquisition im Jahresverlauf bleiben?

Griesemann: Wir haben angekündigt, einen Teil des Erlöses für anorganisches Wachstum einzusetzen, mit dem Ziel, unser Angebot zu erweitern und neue Märkte erschließen zu können. Der in Gang gesetzte Mobilitätswandel hat immense Herausforderungen: auf der einen Seite Bestandssicherung durch Optimierung von Produkten und Prozessen, auf der anderen Seite eine rasche Realisierung von Zukunftstrends in der Elektromobilität: zum Beispiel Ad-hoc Laden, bidirektionales Laden etc. Um diesen Spagat in dem rasant wachsenden Markt zu ermöglichen, sind insbesondere in den Zukunftsfeldern vielfältige Kooperationen und Zusammenschlüsse von Herstellern nötig. Bei den anstehenden Konsolidierungen am Markt möchten wir in jedem Fall aktiv die Nase vorn haben und einer der First Mover sein. Mittelfristig wollen wir einer der führenden europäischen Hersteller von Ladesäulen und -lösungen in Europa werden. Um dieses Ziel zu erreichen, gehören Zukäufe von weiteren Unternehmen zu unserer Geschäftsstrategie

www.4investors.de: Wie wollen sie weitere Zukäufe finanzieren?

Griesemann: Wir analysieren sorgfältig die Möglichkeiten, die wir auf der Fremdkapital- und Eigenkapitalseite haben. Wir konnten den Erwerb von wallbe zu einem Drittel durch eine Sachkapitalerhöhung finanzieren, d.h. in diesem Umfang erfolgte eine Bezahlung in Compleo-Aktien. Künftig würden wir gerne verstärkt unsere „Akquisitionswährung“, die Compleo-Aktie, auch bei weiteren Zukäufen einsetzen.

www.4investors.de: Wo werden sie im Jahresverlauf ihr Produktportfolio erweitern?

Griesemann: Zuerst wollen wir das Geschäft mit bestehenden AC- und DC-Lösungen in Deutschland und insbesondere im europäischen Ausland weiter ausbauen. Zudem wird es dieses Jahr noch eine Reihe von Produktneuheiten geben: Unter anderem planen wir für das zweite Quartal 2021 die Markteinführung von intelligenten und eichrechtskonformen Wallboxen. Ende Q4 2021 ist der Verkaufsstart von HPC-Ladestationen vorgesehen. Zudem erweitern wir unser Portfolio durch die Produkte von wallbe in den Bereichen AC, Wallbox und Backend.

www.4investors.de: Im zweiten Quartal werden sie also die Wallbox an den Markt bringen. Welches Potenzial hat diese?

Griesemann: Mit der neuen Generation der intelligenten Wallbox "Compleo Solo" erreichen wir planmäßig einen wichtigen Meilenstein. Und die Nachfrage am Markt ist da. Bereits vor der serienmäßigen Markteinführung im zweiten Quartal 2021 haben wir von einem großen deutschen Energieversorger mit internationalen Strukturen einen Großauftrag über die Lieferung mehrerer Tausend Wallboxen erhalten. Der Auftrag ist ein riesiger Prestigegewinn und Vertrauensvorschuss mit Signalwirkung im Segment der Energieversorger- und Stadtwerke. Potenzial ist aber auch in anderen Branchen vorhanden: ein großer Deal mit einem weiteren Großkunden steht kurz vor dem Abschluss.

www.4investors.de: Deutsche Autobauer verstärken ihre E-Mobilitätsstrategie in diesen Wochen massiv. Merken sie etwas davon?

Griesemann: Der Anstieg an Elektroautos sowie die Verstärkung der E-Mobilitätsstrategie bemerken wir insbesondere seit letztem Jahr. Das spiegelt sich auch in unseren Geschäftszahlen wider. Wir konnten unseren Umsatz 2020 im Vergleich zum vorherigen Jahr mehr als verdoppeln.

www.4investors.de: Wie wird sich der Markt von Ladeinfrastruktur und Ladetechnologie in den kommenden ein bis zwei Jahren entwickeln?

Griesemann: In den nächsten ein bis zwei Jahren profitiert der Markt vor allem von der steigenden Anzahl an E-Fahrzeugen sowie durch den politischen Rückenwind. Im Zuge des Klimaschutzprogramms im Verkehrssektor hat die Bundesregierung das Ziel formuliert, dass bis 2030 sieben bis zehn Millionen Elektrofahrzeuge in Deutschland zugelassen sind. Zudem plant die Bundesregierung bis zum Jahr 2030 den Ausbau der Ladeinfrastruktur auf eine Million öffentlich zugänglicher Ladepunkte, was circa 400.000 bis 500.000 Ladestationen entspricht. Dazu hat sie bereits einen Masterplan Ladeinfrastruktur“ beschlossen.

Das Gebäude-Elektromobilitätsinfrastrukturgesetz ist vor allem an Wohn- und Nichtwohngebäude mit größeren Parkplätzen adressiert. Ab 2025 sind Eigentümer dazu verpflichtet, diese mit mindestens einem Ladepunkt auszustatten. Laut Handelsverband Deutschland gibt es in Deutschland rund 450.000 Handelsstandorte. Mit dem Gesetz werden allein im Lebensmitteleinzelhandel rund 38.000 Standorte zum Aufbau von Ladesäulen verpflichtet sein.

Und die öffentliche Ladeinfrastruktur in Europa wächst laut Daten des European Alternative Fuels Observatory ebenfalls rasant: Im Jahr 2020 um 35 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Für die Zukunft haben mehrere europäische Länder Zeitpläne für den Ausstieg aus Verbrennungsmotoren festgelegt: Unter anderem die Niederlande und Schweden peilen für 2030 ein Verbrenner-Aus an. Das Nicht-EU-Land Norwegen hat sogar vor, schon 2025 bei den Neuzulassungen komplett auf E-Mobilität umzustellen. Frankreich und Spanien wollen dagegen erst 2040 Benziner und Diesel auslaufen lassen. Mit Großbritannien plant ein weiteres Nicht-EU-Land für 2030 den Abschied vom Verbrenner.

www.4investors.de: Wie sieht es mit den Planungen für neue Produktionsanlagen aus?

Griesemann: Bereits zu Jahresbeginn 2021 konnte ein Interimsstandort zur Erweiterung der Produktionskapazitäten von ca. 5.100 Quadratmeter Halle und ca. 1.500 Quadratmeter Büro gefunden werden. Dieser Standort bietet neben dem bestehenden Hauptsitz zusätzlich Raum und Platz für die Produktion und verschiedene Abteilungen. Der neue Standort in der Nähe des Dortmunder Flughafens wird bereits seit Anfang März genutzt, der Umzug wurde Anfang April abgeschlossen. Die neue Liegenschaft wird für die nächsten zwei bis drei Jahre ausreichend Expansionskapazitäten bieten, um das weitere Wachstum von Compleo gewährleisten zu können.

Dieses Interview ist eine Kooperation von Aktien-Global.de mit der Redaktion von www.4investors.de

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