Einerseits hat sich der Liquiditätsengpass bei Praktiker wochenlang abgezeichnet, andererseits kam nun das schnelle Ende auch wieder überraschend, denn noch auf der Hauptversammlung Ende Mai hatte der Vorstand zumindest vorsichtigen Optimismus verbreitet. Die Chancen auf eine Rettung sind jetzt gering.
Im Mai sollte das Unternehmen laut Aussage des Managements mit den Zahlen auf Vorjahresniveau gewesen sein - im Nachhinein kann das wohl als Zweckoptimismus gewertet werden, um die Aktionäre bei Laune zu halten. Die Kreditgeber sehen die Lage ganz offenbar pessimistischer und haben Praktiker den Geldhahn abgedreht, weswegen nun Insolvenz für die AG und acht Tochterunternehmen angemeldet werden musste.
Noch gibt sich der Vorstand hoffnungsvoll, dass eine Sanierung im Rahmen des Insolvenzverfahrens gelingen kann. Die Wahrscheinlichkeit ist aber nicht hoch. Ironischerweise könnte das Unternehmen darüber stolpern, dass sowohl die Tochter Max Bahr als auch das Auslandsgeschäft, die von der Insolvenz im Moment noch nicht betroffen sind, als werthaltig gelten. Die Gläubiger könnten daher dazu tendieren, den Konzern zu filettieren.
Die Aktie ist nach dem gestrigen Absturz um 65 Prozent nur noch ein Hoffnungswert. Es wird in den nächsten Wochen sicher zahlreiche Spekulationswellen hinsichtlich der Möglichkeit geben, dass Praktiker mit einem Schuldenschnitt und einem umfangreichen Tausch von Fremdkapital in Aktien aus der Insolvenz findet. Die fundamentale Basis für dieses Szenario ist aber dünn.
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