Francotyp-Postalia (FP) ist ein Traditionsunternehmen mit einer starken Marktstellung. In Zeiten einer zunehmend digitalisierten Kommunikation scheint das Kerngeschäft rund um Frankiermaschinen allerdings erosionsgefährdet. Doch der Konzern hat die Herausforderung angenommen, nutzt die sich bietenden Expansionschancen und hat ehrgeizige Ziele formuliert. Geht die Wachstumsstrategie auf, wird die Aktie davon weiter profitieren.
In seiner mehr als 90-jährigen Historie hat sich FP mit dem Postmarkt stets weiterentwickelt und das Geschäftsmodell erfolgreich angepasst. Nach wie vor das stärkste Standbein sind Frankiermaschinen, mit denen etwas mehr als 60 % der Erlöse erzielt werden. Die Gesellschaft sieht sich hier als Marktführer in Deutschland und als Nummer drei auf dem Weltmarkt. Doch auch in jüngeren Märkten ist FP präsent, für den Outsourcingtrend im Postwesen werden umfangreiche Dienstleistungen angeboten, die inzwischen 31 % zu den Konzernerlösen beisteuern. Softwarelösungen rund um den digitalen Posteingang und -versand kommen immerhin schon auf einen Anteil von rund 7 %.
Nicht zuletzt dank der wachstumsstarken Outsourcing-Aktivitäten konnte FP den Umsatz in den letzten fünf Jahren in jeder Periode steigern. Gemäß der in dieser Woche veröffentlichten vorläufigen Zahlen erhöhten sich die Erlöse in 2016 um 6,2 % auf 203 Mio. Euro, das CAGR seit 2012 beträgt 5,2 %. Auch das EBITDA konnte erneut gesteigert werden (+4 % auf 27,2 Mio. Euro), das durchschnittliche Wachstum lag hier in den letzten fünf Jahren bei 9,4 % und die Marge beläuft sich aktuell auf 13,4 %. Und zu guter Letzt ist im letzten Jahr endlich auch eine deutliche Verbesserung der Nettoprofitabilität gelungen, der Jahresüberschuss erhöhte sich sprunghaft von 3,7 auf 6,2 Mio. Euro.
Das ist durchaus bemerkenswert, denn der digitale Wandel verschärft die Wettbewerbsintensität. FP reklamiert für sich, aktuell als einziger der führenden Anbieter Wachstum zu generieren. Hier liegt naturgemäß auch eine Gefahr, denn die Konkurrenten könnten versucht sein, an der Preisschraube zu drehen. Doch das Management sieht die Herausforderungen – und hat darauf mit einer zweistufigen Offensive reagiert, die die Gesellschaft langfristig in neue Dimensionen führen soll.
Der seit Anfang 2016 amtierende CEO Rüdiger Andreas Günther hat zunächst das Programm FP Fit mit zahlreichen Optimierungsansätzen für die vier Bereiche Finanzen, Vertrieb, Personalentwicklung und Digitalisierung/IT gestartet. Die Abarbeitung dieser Punkte soll dazu beitragen, Umsatz und EBITDA-Marge bis 2020 auf mindestens 250 Mio. Euro resp. 17 % zu verbessern. Das soll aber nur ein Zwischenschritt auf dem Weg zum Langfristziel darstellen: In 2023 will FP dank der Strategieoffensive ACT (Attack-Customer-Transformation) bei 400 Mio. Euro Umsatz eine Marge von 20 % erzielen.
Angesichts der Wachstumsraten und Margenentwicklung in den letzten Jahren wirkt das zunächst einmal ambitioniert. Denn FP müsste das Tempo deutlich beschleunigen, die Ziele implizieren…
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